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Auf den Nadeln April

Das Monatsupdate

Meine Aprilstrickstücke
(Fast) der ganze April auf einen Blick

 Telekom = Telekompliziert?

Die Zeit rennt. Schon wieder ist der Monat zur Hälfte vorbei, und immernoch komme ich vom neuen Haus aus nicht ins Internet… die Telekom hat es sich (fürstlich) bezahlen lassen uns ein Kabel raus aufs Land zu verlegen, kriegt es aber seit mehreren Wochen nicht hin dieses Kabel im System zu registrieren. Solange die Telekom aber ihr eigenes Kabel nicht wahrnimmt, können wir auch keine Telefonverträge umziehen / neu abschließen.  Wer jetzt denkt, dann warte halt auf den Anruf von der Telekom, dass es jetzt losgehen kann, der hat zu seinem Glück noch nie in den Mühlen dieses Monopols festgesessen…denn: nicht die Telekom sagt Bescheid, sondern wir müssen immer wieder den Status abfragen. Und bisher lautet der halt immernoch jeden Tag: Nix. Nada. Niet.

Kommunikation wie in alten Zeiten

Die ungestörte Wolllust

Für den kreativen Prozess ist die erzwungene Kontaktbremse aber total gut. Erstens schaff ich ne Menge Maschen am Tag. Und zwar an ungewöhnlich vielen Projekten gleichzeitig. Aktuell sind es vier an der Zahl.

Noch erfreulicher ist aber, dass ich weniger “einfach nachgucken” kann, und daher mehr selbst ausdenke.

Kaspar sin gava

Zum Beispiel wird das Geschenk für meinen frischgeborenen “Gastneffen” Kaspar (das Kind meiner Gastschwester aus Schweden) eine komplette Eigenleistung. Von vorne bis hinten und von unten bis oben…dementsprechend könnte es auch noch bis zu Kaspars Einschulung dauern, aber ich spute mich so gut es geht. Hoffentlich kann ich es schon im nächsten Monatsrückblick vorzeigen.

Skygge

Der Skyggen in gelbem Creative Linen von RowamBereits zeigbar ist mein zweiter Skyggen. Das Muster hatte ich mir ja im März überlegt, und dann an einen Freund zum testen geschickt. Da hier aber die schönen Sommergarne auf ihre Einsätze warten, konnte ich mich nicht beherrschen, und habe in senfgelbem Creative Linen (50% Leinen, 50% Baumwolle) selbst noch mal angeschlagen. Der Knaller! Das Gelb gibt dem Muster nochmal eine ganz andere Wirkung.

Durch das tolle Wetter habe ich eine coole Feststellung beim Garn gemacht: Im Sonnenlicht bekommt es eine ganz andere Farbe als drinnen! Das Gelb wirkt im Haus eher matt und hat einen leichten senffarbenen Unterton. Mit Sonnenlicht wird es richtig strahlendes Gelb! Zwei Farben für den Preis von einer 🙂

Ravello durante l’ora blu

Das Isabell Kraemer Design Ravello in 3 Tönen Woolfolk TyndNeben dem Tuch arbeite ich auch noch weiterhin an meinem Ravello zur blauen Stunde aus einem meiner Amerika Mitbringsel, Woolfolk Tynd. Der Pulli wächst und wächst, eigentlich sind “nur noch” die Ärmel übrig. Anders als in Isabell Krämers Original, wird mein Ravello unten kein Bündchen haben, dafür etwas länger sein, und mit einer Rollkante abschließen. Außerdem werde ich wohl bei der Farbaufteilung der Ärmel wieder eine Veränderung machen, aber soweit bin ich noch nicht. Das Muster gefällt mir wirklich gut. Es ist nicht besonders kompliziert, dennoch raffiniert in der Konstruktion.

Ich stricke Ravello immer mal wieder nebenbei, aber nur wenn ich daheim bin. Woolfolk ist eher kein Rumschleppgarn, gerade im Vergleich zum Leinen-Baumwollgarn ist es halt doch weniger strapazierfähig.Die Reibung vom Faden an der Innenseite meines Project Bags (von Fringe Supply) reicht um kleine Fasern aufzustellen. Das ist kein Drama, so ist Wolle halt häufig, aber ich möchte den Pulli nicht unnötig strapazieren solange er noch nicht fertig ist.

Mein Project Bag von Fringe Supply aus Nashville

Sobald Ravello seine Form hat kann man gegen Fussel und Pilling wieder etwas unternehmen, ein Fusselrasierer hilft zum Beispiel. Den Unterschied macht, ob der Abrieb am gestrickten Material ist, oder ob der verstrickte Faden bereits Abrieb hatte. Eine raue Oberfläche kann man ganzflächig behandeln, aber wenn schon der “Baustoff” nicht glatt ist, dann wird es das fertige Teil selten überhaupt noch.

Dimasq

Ein orientalisch inspiriertes Muster Das vierte Projekt auf meinen Nadeln ist eine eigene Kreation, seit Monaten zeichne und skizziere ich, rechne mit Excel und stricke zur Probe. Jetzt ist der erste richtige Versuch in der -hoffentlich- endgültigen Form auf den Nadeln. Inspiriert hat mich ein Urlaubsfoto von einem Fußboden in einer Moschee. In Atlanta hatte dann ein Restaurant ein ähnliches Muster als Tapete…was hab ich mich gefreut.

Nebenbei hab ich diesen Monat noch ein neues Garn von Lamana angestrickt. Davon aber mehr wenn ich wieder verlässlich in die Nähe des Internets komme. Drückt mir Daumen, und falls jemand Kontakte zur Telekom hat…gern mal ein gutes Wort für uns einlegen.

Hier geht’s ab dafür zu Marisa’s Auf den Nadeln Aktion.

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Tierisch verstrickt

Oder: Wie stricken Veganer?

Am vergangenen Wochenende war ich auf der H&H in Köln, vermutlich die Fachmesse im Bereich DIY und Handarbeiten. Klar habe ich einige Neuheiten gesehen, die ich in der nächsten Zeit ausprobieren werde und gegebenenfalls in den Shop aufnehme…

Abseits von den Lieferanten gab es natürlich viel Geschnatter unter uns Besucherinnen (auf Ausstellerseite waren auch Männer vor Ort, Besucher nur sehr wenige). Dabei kam wiederholt das Thema vegane Garne auf. Schon vor der Messe bin ich mehrfach angesprochen worden, wieso ich denn keine Acrylgarne im Shop habe, das wäre doch viel tierfreundlicher.

Also: Ich persönlich halte nicht viel von Kunstfasern. Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, aber mir wird bei Acryl schwül.

Diese Postkarte von Strickimicki hab ich mir auf der H&H direkt gekauft.
Diese Postkarte von Strickimicki hab ich mir auf der H&H direkt gekauft.
Das Problem:

Acryl ist eine Kunstfaser, menschengemacht, und kommt an Naturfasern einfach nicht ran, denn:

1) Schon mal ne müffelige Sporttasche gerochen? So ähnlich riechen Klamotten aus Acryl eben auch gern…es wird halt schwül…

2) Ich gebe zu: Wolle richtig zu pflegen, das will gelernt sein. Aaaaaaber: Wenn man sich etwas Arbeit macht, dann halten Strickstücke gerne mal über Generationen. Ich habe noch eine Strickjacke von meiner Mutter, die sie in Norwegen gekauft hat, über ein Jahrzehnt vor meiner Geburt. Einen Pulli, den sie für meinen ältesten Bruder gestrickt hat, haben wir drei jüngeren noch (eifrig) getragen, und nun wartet er auf neue kleine Träger – nicht totzuspielen das gute Stück. Das zeig mir einer mal in Acrylgarn.

3) Vor kurzem lief im Fernsehen ein Bericht über Kunstfasern im Bier. Wie die dahin kommen? Nun… Fleecejacken. Bei jeder Wäsche geben die Dinger einige ihrer kleinen Plastikfäden ins Waschwasser ab, das geht in die Kanalisation, wird gefiltert, und am Ende landet es im Bier. Und bestimmt auch in Teichen und Seen. Ob das für Fische und andere Wasserbewohner gut ist? Kann ich nicht sagen. Kann ich mir aber nicht vorstellen.

4) Richtig gutes Strickgarn ist nicht billig. Das kann man ganz klar so sagen. Am fertigen Strickstück sind die Kosten für Wolle trotzdem meist nicht das teuerste. In jedes Gestrick geht eine Menge Zeit. Und wenn wir uns alle auch nur den Mindestlohn für Strickzeit zahlen würden, dann würden wir erkennen: Wenn ich so viel in einen Schal / Pulli / Socken investiere, dann sollte ich nicht am Material sparen. Denn so viel Zeit sollte nachher das bestmögliche Ergebnis liefern.

Die Lösung(svorschläge):

Natürlich gibt es valide Argumente trotzdem auf Tierhaare verzichten zu wollen. Manch einer hat Allergien. Andere haben Bedenken wegen der Tiere, die nun keine warmen Haare mehr haben.

Aber gerade bei den Sommergarnen gibt es pflegeleichte, pflanzliche Garne aus Leinen, Baumwolle, oder Modal. (Modal wird zwar künstlich hergestellt, besteht aber aus Pflanzenfasern)

Und auch für die tierischen Garne muss ich nochmal eine Lanze brechen:

Es gibt problematische Wollen, ganz klar. Gerade bei Angora und Merino wünsche ich mir deutlich mehr Aufklärung über die zum Teil widerwärtigen Methoden, mit denen manche Tiere für die Wollgewinnung gequält werden. Auf der anderen Seite hat mir eine schwedische Herstellerin auf der Messe erzählt, dass in Schweden der Großteil der Schafwolle einfach verbrannt oder weggeworfen wird. Die Schafe werden für Milch und Fleisch gezüchtet, außerdem dienen sie dem Landschaftsschutz. Wenn im Sommer das dicke Fell zu viel wird, dann kommt es eben ab und weg. Und so eine Ressourcenverschwendung kann doch auch niemand wollen.

Wie seht ihr das? Möchtet ihr mehr wissen über die Herkunft eures Garns?