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Auf den Nadeln September

Das große (Strick-) Rennen

Dieser Monat hat bereits die Nummer 9…Weihnachten kommt im Monat 12, die Monate vergehen dieses Jahr ganz klar schneller als in bisherigen Jahren, daher rufe ich heute den Beginn des großen Strickrennens 2015 aus 🙂

Auf der Startnummer #1: Dimasq der Schal

dimasqschal

Für den Dimasq KAL habe ich also ein drittes Mal mein Muster rausgesucht (Das Papier ist von 1 und 2 etwas mitgenommen).

Eigentlich hatte ich vor nochmal Stranded in Damascus zu stricken, aber diesmal mit Cardiff Small. Nach Maschenprobe und Probesteek war ich auch voller Vorfreude auf den KAL. Und dann kam der vernichtende Kommentar meiner Mutter…: “Aber schenk mir das bitte nicht zu Weihnachten, ich weiß nicht was ich mit noch einem Tuch soll.”

Na toll… Ja es stimmt, ich habe auch schon echt viele Tücher, und in Wirklichkeit komme ich jetzt schon nicht dazu alle zu tragen. Und so ein Cashmere Tuch muss sich ja schon lohnen.

Also neue Idee: Ein Schal! Trägt man viel häufiger, und wäre auch als Männergeschenk zu gebrauchen, plus der Garnverbrauch ist auch noch geringer! Mein erster Impuls war daher sehr sehr viele Maschen anzuschlagen und als Runde Stranded zu stricken, aber nur eine Musterwiederholung oder so. Dann die kurze Seite aufschneiden, und schon ist der Schal fertig. Aber die Rückseite sieht man beim Schal mehr als bei einem Tuch, und so hübsch sind die Flotten nun nicht. Außerdem haben Winterjacken oft Knöpfe, Reißverschlüsse, Haken, Ösen und und und zum Hängenbleiben. Nur Schal geht also eher nicht.

Nächste Idee war also ein passendes Stück Wollstoff an die Rückseite zu nähen. Aber die genau richtige Farbe zu finden würde schwierig. Außerdem wäre das nicht besonders stabil, also auch mehr so ein Showschal als ein Gebrauchsschal. Dafür stricke ich nicht. Ich will nützliches stricken.

dimasqschal2

Vorerst endgültige Idee daher: Ich stricke doch wieder Doubleface. Mit Cardiff Small. Der Blitz soll mich treffen, denn genau das habe ich noch vor wenigen Wochen als absolute Unmöglichkeit abgetan. Aber es geht. Als kleinen Clou mache ich aber diesmal nicht auf beiden Seiten das Muster, sondern stricke die Rückseite in uni. Den Effekt stelle ich mir schön vor, wenn mal einfarbig, mal Muster hervorblickt. Wir werden sehen.

Es klingt zwar erstmal überraschend, aber es war viel einfacher das Muster beidseitig zu stricken. In den Rückreihen sehe ich jetzt nur noch grau, und muss quasi blind ein Muster in linken Maschen stricken. Ich schwöre, mein Leben ist abseits der Nadeln nicht irre langweilig, ich denke mir nicht absichtlich Komplikationen aus um irgendwie über den Tag zu kommen 🙂 Mir gefällt nur der Anfang schon so gut, ich setze jetzt einfach auf den Übungseffekt und hoffe auf das Beste!

Die Startnummer #2: der blaue Unbenannte

Bereits im Urlaub auf den Nadeln, und inzwischen schon ein gutes Stück lang, mein Pullover in blauem Fine Art und Kidsilk Haze. Noch immer möchte ich nicht zu viel verraten, aber ich zeige euch schon mal wie toll die Farbe und der erste Eindruck ist. Der eigentliche Clou liegt aber woanders, vielleicht bin ich nächsten Monat so weit mehr zu verraten 😉

Maiglocke  in blau

Die beiden Garne zusammen machen auf jeden Fall richtig was her! Flauschig aber mit einer gewissen Stabilität, für mich eine gute Kombination. Der hohe Seidenanteil in beiden Garnen gibt einen tollen Schimmer, und irgendwie wird alles zusammen (Muster, Garne, Flausch, Schimmer, Form) hoffentlich ein traumhaftes Mädchenstück in blau.

Die Startnummer #3: Ein Hochzeitsgeschenk

In nunmehr etwa zwei Wochen heiratet eine meiner liebsten Freundinnen ihren absolut heiratswerten Freund. Diese Hochzeit wird das fulminante Finale meines Hochzeitsmarathons 2015 (alles ein Rennen dieses Jahr).

Das Hochzeitsgeschenk für die Braut wird ein Tuch, nach dem gleichen Muster wie schon zur Märzhochzeit, aber in komplett anderem Garn. Die Braut lebt in einem mittelalterlichen Gebäude direkt am Meer auf Sardinien (Ich weiß, schlimmes Schicksal ;-)). Da zieht es in den kälteren Monaten dann aber doch wie Hechtsuppe, und bis die beiden alle Renovierungen fertig haben braucht Morgan eher einen Wärmespender als ein Dekotuch. Also verstricke ich diesmal Kidsilk Haze mit einer Perlmuttfärbung, so bekommt sie beides.

Mosweddingshawl

Und wo bitte ist das Tuch?? Das soll bis Abflug in einer Woche fertig werden?

Jaaaaaaaa – die Startnummer #3 hinkt ein wenig hinterher… Aber das klappt schon! Tuet und ich haben diese Woche noch einen Stricknachmittag geplant, da kommt nen ganzes Stück dran – ich schwör!! Nach Überreichung zeige ich euch das gute Stück dann hoffentlich in all seiner Pracht.

Die Startnummer #4: Die Letzten werden die Ersten sein – Regia Pairfect Test

Schon im September fertig gestrickt ist mein letzter Teilnehmer im Strickrennen: Die Pairfect Socken.

bigfoot-pairfect

Und zwar hat Schachenmayer dieses Jahr das altbewährte Regia Sockengarn mit einem Clou versehen: Das Knäuel gibt zwei genau pairfect gleiche Socken her. Man braucht nicht mehr nach der richtigen Stelle im Musterverlauf zu suchen, sondern bekommt den Anfang vom Knäuel vorgegeben.

Das ist bestimmt nichts für die Experimentierfreundinnen unter uns. Aber wer gern Socken strickt, oder das Socken stricken noch lernen möchte, wer einen pingeligen Empfänger bestrickt, wer einfach nur die Hände vorm Fernseher beschäftigen möchte, oder oder oder: Das funktioniert richtig gut!

An der Banderole klemmt schon der Beginn des Fadens, der ins Innere des Knäuels führt. Am Ende vom gelben Stück fängt man also mit dem Bündchen an, sobald sich die Farbe ändert strickt man glatt rechts weiter. In meinem Beispiel waren 7 farbige Ringeln als Schaft vorgesehen, sobald man die Hauptfarbe erreicht beginnt man mit der Ferse. Dann weiter bis die gewünschte Schuhgröße erreicht ist. Danach wieder bis zum Ende des nächsten gelben Fadenstücks rausziehen, und das gleiche Spiel von vorn. Praktischerweise steht im Inneren der Banderole nochmal genau erklärt wie es geht, und es werden Maschenzahlen für die unterschiedlichen Schuhgrößen angegeben.

Um das Maximum aus meinem Knäuel rauszuholen habe ich direkt mal die Größe 46-47 ausprobiert, in der festen Annahme dann ein stark verkürztes Bündchen und einen überdimensionierten Fuß zu bekommen. Aber ich bin ehrlich gesagt wirklich positiv überrascht. Das Bündchen ist schön lang, auch BigFoot bekommt keinen Zug an die Fesseln 😉

Was ich nicht so toll finde: Man hat zweimal einen Rest. Insbesondere wenn man kleinere Größen strickt. Natürlich kann man diese Reste anderswo wieder weiterverwenden, aber erstmal hat man zwei kleine Miniknäuel rumliegen.

Wofür ich pairfect toll finde: Im Weihnachtsendspurt, im kommenden Kekse-Koma und im Glühweinrausch werden wir alle froh über ein einfaches Projekt nebenher sein. Die Farbmuster sind alle angenehm tragbar und vielseitig, so dass sich die Socken auch für wärmende Willkommensgeschenke zB. an die vielen Hilfesuchenden in unseren Asylantenheimen anbieten. Oder vielleicht habt ihr jemanden dem ihr schon immer mal das Socken stricken beibringen wolltet?

Die fertigen Pairfect Socken gefallen mir jedenfalls richtig gut. Und zufällig habe ich da so einen Bruder mit Riesenfüßen, und damit schon das erste Weihnachtsgeschenk eingetütet.

Das Pairfect Garn bekommt ihr übrigens auch bei mir im Shop, bisher nur in geringelt, demnächst kommt noch eine Art “Norwegermuster”. Um das Spenden / Verschenken zu fördern biete ich die Knäule bis Weihnachten 1 € günstiger an.

 

Hier geht’s ab zu Marisa’s Auf den Nadeln Aktion, euch allen ein schönes Wochenende!

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Eek a Steek

Der Dimasq KAL hat angefangen!

Bei mir hat es bisher nur zur Maschenprobe gereicht, da ich eine kleine Abwandlung stricke: Mein Dimasq wird diesmal ein Stranded Schal, kein Tuch. Bedingt durchs Musterschreiben habe ich ja schon je ein Doubleface und ein Stranded Tuch, und Schals sind ja doch vielseitiger einsetzbar als Tücher…

KAL

Schal vs Tuch

Auch der Stranded Schal wird – wie das Tuch – rundgestrickt. Wieso? Weil es viel viel viel viel einfacher ist, immer nur die Vorderseite zu stricken, als das Muster auch rückwärts in linken Maschen mit Flotten im Weg zu stricken.

Da ich aber keinen Loopschal haben möchte, werde ich den Schal an einer Seite durchschneiden müssen.

Und damit sind wir beim Thema des Tages: Eek a Steek! (Igitt ein Steek)

Heute hat zufällig Marisa gefragt, wie andere Strickerinnen das mit dem “Steek” machen. Wenn du jetzt kritisch die Augenbraue hebst, und dich fragst ob wir sonst noch Probleme haben, dass wir im September über gegrilltes Fleisch reden wollen: Nicht Steak, Steek 🙂

Keine Sorge, das Konzept vom Steek scheint sich in Deutschland wirklich noch nicht besonders weit rumgesprochen zu haben – dabei ist es eine Technik, mit der man sich das Leben so viel einfacher machen kann! Zumindest wenn man gerne farbige Muster strickt. Auf Englisch gibt es eine tolle Zusammenfassung von Eunny Jang.

Carina vom Häkelmonster hat letztens spekuliert, ob Norwegerinnen vielleicht schon mit Stricknadeln in der Hand geboren werden. Das scheint nicht der Fall zu sein, mir Halbwegerin waren laut meiner Mutter jedenfalls keine beigelegt. Aber: Steeking scheint uns einfach im Blut zu liegen. In norwegischen Strickanleitungen  wird das einfach als naturgegebenes Können vorausgesetzt.

Schnipp Schnapp und weiter im Text

Ganz so naturgegeben war mein erster Steek nicht! (Halbblut reicht wohl nicht) Aber inzwischen habe ich den Dreh raus, und das geb ich euch natürlich gern weiter:

Wie schon gesagt, Steeks stehen im Zusammenhang mit Norwegen, Norwegerpullis, Fair Isle Stricktechnik etc.

Und zwar werden diese Muster ja mit mehreren Fäden gleichzeitig gestrickt, die in “Flotten” hinter der Arbeit hergeführt werden. Alle paar Maschen werden die Fäden miteinander verwebt, damit die Flotten nicht zu lang werden. Aber egal wie häufig man das macht, die Rückseite sieht immer ein bisschen unübersichtlich aus.

So sieht die Rückseite von Stranded aus - die Flotten

Man kann solche Muster auch hin- und her stricken. Entweder indem man die Musterreihen mit einfarbigen Reihen unterbricht (also die Rückreihe nur einfarbig macht), oder indem man das Muster in den Rückreihen rückwärts in linken Maschen strickt. Das ist machbar, empfehle ich aber eher für Menschen mit leicht masochistischen Tendenzen oder zu viel Zeit und Nerven.

Da ich über keins dieser Charaktermerkmale verfüge, stricke ich rechts und rund, wie bei einer Mütze oder einem Loop.

Dimasq1

Und wie wird das Runde zum Eckigen?

Wenn wir uns zum Beispiel traditionelle Norwegerpullis anschauen, so werden die überlicherweise von unten nach oben rund gestrickt, und an den Schultern geschlossen. Da der Mensch aber in einem über den Kopf gestülpten, gestrickten Sack recht handlungsunfähig ist muss ein Pulli irgendwie Armlöcher bekommen.

Also schneidet man an den Seiten jeweils ein Loch und strickt / näht den Ärmel in dieses Loch.

Nein, wir haben keine Zauberkräfte, auch unser Gestrick würde aufribbeln, wenn wir da einfach so reinschneiden. (*es gibt da eine Ausnahme, aber das führt zu weit) Also wird alles unternommen um die Schnittkante abzusichern: Erstens strickt man ein paar Maschen mit alleinigen Absicht diese zu zerschneiden. Damit man die gut erkennt, und damit hier keine langen Flotten stören, strickt man die am besten im Schachbrettmuster:

Diese Maschen werden abwechselnd und versetzt gestrickt, das erhöht die Stabilität beim Schneiden

Wenn das Gestrick soweit ist, hat man zwei Optionen für die Steeknaht

Maschine

Nähmaschine geht fix und kann nachher leichter versteckt werden. Ich persönlich habe das noch nie gemacht, da ich keine Möglichkeit bei Dreieckstüchern sehe wie ich den Maschinenfuß in die Spitze bekomme. Laut meinen Recherchen geht es aber super einfach:

Zickzacknaht links und rechts der gewünschten Schnittkante, zwischen den beiden Nähten her schneiden, fertig ist angeblich die Kiste.

Häkeln

Diese Variante nutze ich beim Dimasq. Dafür muss man allerdings feste Maschen an etwas dranhäkeln können. Toll erklärt ist das im Tutorial von Kate Davies, einer unglaublich kreativen Strickdesignerin aus Schottland.

Aber da es ihr Tutorial nur auf Englisch gibt, gibt es hier meine Variante auf Deutsch:

Steek1
Eine Luftmasche um die Häkelnadel legen
Steek2
In die oberste Masche am Rand einstechen
steek22
Den Faden unter der Masche herziehen, es liegen zwei Maschen auf der Häkelnadel. Dann den Faden durch beide Maschen durchziehen (Feste Maschen häkeln)
steek3
Bei jeder Masche unter den beiden “Maschengliedern” herstechen und eine Reihe von festen Maschen bis zur unteren Kante häkeln. JEDE Masche muss verhäkelt werden!
steek4
Wenn die erste Reihe unten zu Ende gehäkelt ist, musst du an der anderen Seite der Schnittmaschen von der unteren Kante nach oben häkeln. Du musst einmal von oben und einmal von unten häkeln, damit die Maschen sich voneinander “weglehnen” (s. Bild)
steek5
Wenn du beide Seiten abgehäkelt hast, kommt jetzt die Schere zum Einsatz. Ganz vorsichtig, und Masche für Masche schneidest du zwischen den Häkelkanten her.
steek6
So sieht die Schnittkante dann aus

 

Sollte die Kante nachher sichtbar sein – wie bei Marisa’s Loppa Jacke, oder wie beim Dimasq – dann kann man auch schon beim Stricken Vorkehrungen treffen um nachher eine schöne Kante nachzurüsten. Das steht dann in der jeweiligen Anleitung drin.

Und das hat doch gar nicht weh getan! Wenn du jetzt auch Lust bekommen hast – unser KAL läuft noch bis Ende des Jahres…Dimasq kann ja noch unter ein paar Weihnachtsbäumen landen.