Ich klage an!
Und zwar mich selbst. Wegen Verletzung meines obersten Strickgesetzes.
Die Beweislage
Und zwar habe im Moment unglaubliche 7 Projekte im Gange (oder eben nicht so richtig im Gange):
Die Beweislast kann hier genauer betrachtet werden! Die Beklagte zeigt keine Scheu das gesamte Ausmaß auch noch zu präsentieren.
§Die Gesetzeslage§
Ursprünglich hatte ich mir doch mal zur Regel gemacht, dass ich NIE mehr als 3 Paar Nadeln belegen möchte. Jung und naiv war ich da…
Mildernde Umstände der Verteidigung
Natürlich müssen für die Weihnachtszeit andere Maßstäbe herhalten als im Rest des Jahres. In der letzten Zeit habe ich ja auch Geschenke auf den Nadeln. Die Socken zum Beispiel. Und jeder der schonmal Socken in Größe 48 (!!!!!) gestrickt hat, der wird mir zustimmen: Das ist eine echte Geduldsprobe. Da braucht man ab und an ein kleines Ablenkungsschmankerl um nicht abzustumpfen.
Ganz nebenbei bemerkt ist meinen Eltern eine Teilschuld zuzusprechen. Wer hat mir denn die drei Brüder mit ständig unterkühlten Trollfüßen eingebrockt?
Frisch von den Nadeln, und sogar schon vernäht, ist noch so ein Paar Trollfußsocken. Ganz einfach gerade rechts runter gestrickt. “Nur” Größe 44, und als Beschäftigungstherapie für die Flüge nach Oslo und zurück angelegt. Dass meine Brüder aber auch auf so großem Fuße leben müssen.
Dass ich den Dimasq Schal fertig gestrickt habe, und sogar die Anleitung auf deutsch und englisch fertig bei Ravelry stehen habe, das muss auch was gelten. Den Chart das dritte mal zu stricken, und dann einfach immer geradeaus, das war wirklich ein Beweis meines guten Willens und beständigen Charakters, oder?
Hinzufügen muss ich auch noch, dass der Inspirationsoverflow sich mildernd auswirken muss. Nach fast einem Jahr ohne eigenes Internet hat mich die Telekom endlich mit der Welt verbunden! Nach Monaten der begrenzten Kreativitätsstimulanz hat es eine Überreizung meiner woll-verrückten Synapsen gegeben. Das musste ich irgendwo rauslassen. Und meine Hände haben quasi wie von selbst immer und immer neue Projekte angeschlagen.
Und als letztes Argument zu meiner Verteidigung muss die oben genannte Reise nach Norwegen nochmal herhalten: Seit ein paar Jahren fahre ich jedes Jahr um meinen Geburtstag herum mit einer Freundin für ein Wochenende weg. Und diesmal haben wir schon im Sommer entschieden, Norwegen soll es sein. Ganz klares Ziel war der Kauf von mehr Strickliteratur. Ich wusste dass Kofteboken 2 noch vor Weihnachten erscheinen sollte, und norwegische Bücher sind im Ausland schwer zu bekommen. Und wenn der Berg nicht zum Propheten kommt…kommt der Bücherberg halt mit nach Deutschland (Ein ausführlicher Bericht folgt noch)
Jedenfalls kann mir doch kein Mensch ernsthaft einen Vorwurf machen, wenn ich jetzt auch noch Maschenproben für eine der Koften mache, oder? Mal ganz ehrlich! Sogar in der Oper liefen die Damen in schicken Koften herum; wenn ich nicht langsam eine eigene heranstricke, dann wird mir wahrscheinlich noch mein Pass entzogen. Und damit verlöre ich bestimmt einen Teil der Credibility in der Strick-Community!!
Zu vollstreckendes Urteil
Die Beklagte zeigt zwar guten Willen, und keinerlei böse Absicht. Sie hat stichfeste (haha) Argumente zu ihrer Verteidigung vorzubringen, und gelobt Besserung.
In Anbetracht der Sachlage verurteile ich (also ich selbst) die Beklagte (also mich selbst) dennoch zu folgender Projektdiät:
1. Die Weihnachtsgeschenke dürfen mit oberster Priorität fertig gestrickt werden. (Danach liegen wir bei 5 Projekten).
2. Der Projektbeutel für die Mütze wandert ins Auto, so dass wenn spontante Cafébesuche oder zu überbrückende Wartezeiten anstehen, an der Fertigstellung gearbeitet werden kann. (4 Paar Nadeln)
3. Nach den Feiertagen muss Ravello endlich den zweiten Ärmel bekommen, ansonsten muss er am 1.1.2016 aufgeribbelt werden! (3 Nadeln, so oder so!)
4. Die übrigen Stricknadeln sind mit gesteigerter Konzentration freizustricken. Erst bei gelungener Projektreduktion auf n=2 darf mit der staatsbürgerlichen Kür, der Kofte begonnen werden.
Bei Verstoß gegen dieses Urteil droht der Beklagten zwar eigentlich nichts, aber ich hoffe trotzdem auf meine volle Kooperation.
Zur Bewährungshelferin mache ich Marisa mit ihrer Auf den Nadeln Sammlung. Im Januar muss hier weniger los sein 😉