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Skandinavischer Stricksamstag #25

Oder: Midsommar in Berlin und kleine Handschuhe
Immer am ersten Freitag nach der Sommersonnenwende feiert Skandinavien den längsten Tag des Jahres – Midsommar. Dank Ikea Werbung wissen wohl fast alle Deutschen, dass dieses Fest stattfindet. Aber mitgefeiert wird hierzulande selten.
Mich hat es dieses Jahr zum Fest nach Berlin gezogen, auf dem Urban Spree Gelände war Mini-Skandinavien für eine Nacht ausgerufen. Schon am Nachmittag ging es los, vermutlich um auch den kleinsten Exil-Skandinaviern eine Gelegenheit zu geben mitzufeiern.

Und die Organisatoren hatten sich wirklich Mühe gegeben – ein Midsommar Baum, eine Sauna, typische Spiele und Speisen, alles war vor Ort. Und offenbar hatte es auch tonnenweise Blumen gegeben, aus denen man sich einen Kranz für die Haare flechten konnte. Als ich ankam waren schon hunderte an wunderschönen Kränzen unterwegs, und leider nur noch sehr wenig Material übrig. Schade. Denn der Tradition zufolge sollen sich unverheiratete Mädchen den Kranz nachts unter ihr Kopfkissen legen um im Traum den ihnen bestimmten Mann zu sehen. Naja, vielleicht nächstes Jahr. Und bis dahin muss ich wohl einfach auf mein Bauchgefühl vertrauen?!

Leider bedeutet Midsommar aber auch immer, dass von nun an die Tage schon wieder kürzer werden, und dass es nur noch ein halbes Jahr bis Weihnachten ist (bei tropischen Temperaturen ein absurder Gedanke)

Jedenfalls brauchen wir auch schon wieder in fünf Monaten einen Adventskalender! Und weil meiner im letzten Jahr so viel Begeisterung hervorgerufen hat, und weil ich noch so viele Sockenwollreste habe, fange ich nächste Woche mit einem zweiten an. Denn so ein Adventskalender ist ein tolles Geschenk für Männer und andere Kindsköpfe 😉

Habt Ihr Lust mitzumachen?

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Ein Knäuel voller Buntes

Habt ihr auch so eine magische Anziehung zu bestimmten Garnen?

Canaval

Mich zieht es immer wieder in Richtung von knallbunten Strängen, gerne Sockenwolle, gerne handgefärbt. Frisch gekauft schmachte ich den Strang an, freue mich über die völlig verrückten Farben, und bilde mir ein Socken in dieser Farbe entweder selbst zu tragen, oder verschenken zu können.

Manchmal geht das auch gut. Beim wickeln stellt man auf einmal fest dass es gar nicht sooooooo wild ist, oder man kennt da jemanden mit genau der Hauptfarbe als absolute Lieblingsfarbe. Manchmal stellt man aber auch fest: Das war ne doofe Idee.

Ist mir kürzlich wieder so gegangen. Und zwar:

manosmalvin
Das war Malvin

Vergangenen Winter hatte meine Mutter mir einen Strang Manos del Uruguay Sockenwolle geschenkt. Die Farbe hieß Malvin, der Strang sah irgendwie dunkelblau mit einem gelben Fleck aus, stellte sich dann aber als eine total tolle Mischung aus goldgelb, petrol, lila, und blau raus. Das entstandene Paar Socken hat mich so umgehauen, dass ich direkt noch einen Strang haben wollte… also kaufte ich mutig einen in Farbe Carnaval. Viel pink, etwas rot, ein wenig pfirsisch, orange und auch etwas blau.

Zugegeben, jetzt wo ich das so schreibe…ja das klingt eher wie die Beschreibung eines ganz fiesen Drogenrauschs als nach Socken. Gewickelt sieht es toll aus, knallbunt, fröhlich und mädchenhaft (s.o.). Die Maschenprobe hat mich dann allerdings wieder gar nicht vom Hocker gehauen. Irgendwie zu ungleichmäßig.

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Malvin war so schön!
Carnaval ist nicht so meins
Carnaval ist nicht so meins

Leider hat das erste Paar Socken aus Manos dann auch nur vier mal anziehen überlebt. Die Sohle besteht aus mehr Loch als Material. Lektion gelernt: Auch wenn es Sockenwolle heißt, Poly-Anteil hat und als Socke toll aussieht – Alegria ist nicht für Socken an Menschen geeignet, die sich tatsächlich auf den Füßen fortbewegen… Das ganze bei einem wirklich stolzen Preis übrigens. Kurz gesagt: Seit ein paar Monaten lag hier ein Strang extrem bunte, für Socken nicht geeignete Sockenwolle rum und grinste mich blöd an. Grrrrrrr.

Meine erste Rettungsidee war, ein Paar Broken Seedstitch Socks zu stricken. Da wird ein Farbverlaufsgarn als Kontrast empfohlen, das Paar vom letzten Sommer war super, das Muster strickt sich im Schlaf – also los! Als Hauptfarbe Regia in flanell, robust, waschmaschinentauglich, grau ist ne gute Farbe für Socken, prima.

CarnavalBSS

Man mag es kaum fassen, aber irgendwie ist das Carnaval im grau untergegangen. Ein wenig bremsen -jaaaa – aber erdrücken wollte ich das Garn ja nun auch nicht. Um gar nicht zur Geltung zu kommen war es einfach zu teuer, dann könnte ich es lieber als Kugel ins Regal legen.

carnavalmitten

Aber man ist ja kreativ und probiert hin und her, und siehe da: es entsteht ein Muster für Fäustlinge. Ganz einfach, ne tolle Übung für Fadenspannung bei zweifarbigen Arbeiten. Nebenbei bemerkt bekommen Handschuhe meist weniger Reibung als Socken, also hoffe ich auf Langlebigkeit.

Hat vielleicht noch jemand ein Knäuel knallbuntes (und ein ruhiges) im Schrank und noch keine Idee zur Verwendung? Außerdem Interesse das Muster auszutesten? Dann gern bei mir melden!

Und da sich der zweite Handschuh noch in der Mache befindet verlinke ich hier zu Marisa’s auf den Nadeln Juni

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Skandinavischer Stricksamstag #24

Reif für die Inseln

Heute ist Worldwide Knit in Public Tag, ich gehe also davon aus dass heute die werte Leserschaft erst nach der Öffentlichkeitsarbeit zum lesen kommt. Mich hat es in ein Café verschlagen, das Wetter lädt leider in Münster nicht zum draußen sein ein.

Umso stärker wächst die Reiselust – wer es noch nicht gemerkt hat, ich habe einen chronischen Reisevirus – und da bin ich diese Woche auf eine Pauschalreise für Stricker gestoßen. Auf die Færør Inseln (auf deutsch Färöer)!

Die beiden Magazine “The Knitter” und “Simply Knitting” haben gemeinsam mit einer britischen Reiseagentur eine einwöchige Strickreise auf die Färöer geplant. Bloß… was heißt das?

Also ich weiß dass die Färöer eine Fußballnationalmannschaft haben, gegen die das deutsche Team vor einigen Jahren mal gespielt hat. Und ich weiß dass es Inseln sind (Öer = Inseln) und irgendwie – wie Grönland – zu Dänemark gehören. Zufällig habe ich vor einiger Zeit auch mal eine Diskussion über traditionelle Pullover von den Färöern gelesen, eine dänische Fernsehkommissarin hatte wohl einen an.

Mindestens wegen des Pullovers ist meine Neugier geweckt, also habe ich mich mal schlau gemacht:

Zuerst einmal ist der deutsche Wikipedia Eintrag über die Inseln beeindruckend lang für eine Inselgruppe mit nicht einmal 50.000 Einwohnern.  Dann sticht mir, als zugegebenermaßen voreingenommener Leser, das Wappen ins Auge: Ein Schaf!

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Das Färische Wappen Quelle: Wikipedia

Direkt in der Kurzbeschreibung liest man auch direkt, dass Wollprodukte früher das wichtigste Wirtschaftsgut der Inseln waren. Sympathisch!

Völlig baff bin ich, dass die Inseln zwar zu Dänemark, aber nicht zur EU gehören. Das geht? Naja, aber offenbar steht das der Strickreise nicht im Weg, denn EU Bürger genießen trotzdem Freizügigkeitsrechte. Aber was wohl auf den Inseln ein gutes Abendessen kosten muss, so ohne Zollunion und mit wenig eigener Landwirtschaft? Werde mir wohl vor einer möglichen Reise ein Sparschaf anlegen müssen, oder aber Schmuggeltipps für Schokolade einholen.

Weiter unten steht aber auch, dass es auf keiner der Inseln Stechmücken gibt, ein Traum wird wahr! Da ich aktuell von der gemeinen Münsteraner Monstermücke geplagt werde überlege ich kurz Asyl auf den Färöern zu beantragen. Die Bilder von Papageientaucher Vögeln lassen mir noch mehr kleine Herzchen in die Augen kommen. Leute – warum war ich noch nie auf den Färöern??! Nebenbei bemerkt herrscht absoluter Frauenmangel, Singledamen können also noch auf einen färischen Mann mit Ernährerqualitäten hoffen.

Aber zurück zum stricken. Offenbar hatte ich den Artikel über färische Pullover in der englischen Zeitung The Guardian gelesen. Offenbar könnte man sich als Strickerin für das Label Gudrun & Gudrun auch sein eigenes Brot verdienen…  Die Autorin Nell Frizzell vom Guardian lockt mich mit ihrem eigenen Reisebericht jedenfalls. Die August Reise wird terminlich bei mir leider nichts, aber vielleicht nächstes Jahr nach der Hochsaison? Wer fährt mit auf die Färöer?

 

 

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Troublemaker

Vorneweg: Sonntag Nacht hat in Florida ein Mann in einer Schwulenbar um sich geschossen. Scheinbar fand dieser Mann, dass Männer, die Männer lieben, kein Lebensrecht haben.

Ziemlich genau zwei Wochen vor dieser Tat war ich an einem Sonntagabend in einer Schwulenbar in Tennessee. Wohlwissend dass gerade in den Südstaaten der USA eine gewaltbereite Minderheit Hass gegen Schwule hat und deutlich zum Ausdruck bringt.

Warum kümmern sich die Leute nicht einfach um ihren eigenen Mist? Wieso meinen Menschen, dass sie ein Recht haben über die Gefühle und sexuellen Präferenzen anderer Menschen zu urteilen? Haben die keine anderen Probleme?

Womit wir bei meinem eigentlichen Thema sind: Ein Kinderbuch über Probleme und Sorgen.

troublemakerAber erst noch Hintergrundinfo. Die Schwangerschaften von zwei Freundinnen neigen sich gerade dem Ende zu, noch ein Paar Wochen und dann ist es soweit. Beide Babies werden von mir einen gestrickten Body bekommen, den ersten habe ich euch hier und hier schon gezeigt und beschrieben. Ganz toll: Auf Ravelry ist neuerdings mein Projektbild das offizielle Foto für die Anleitung 😮

Bildschirmfoto 2016-06-13 um 20.46.10

Der zweite Body ist gerade noch in Arbeit, der Großteil ist aber schon geschafft (s.o.). Diesmal in rosa und weiß, aber wieder in Rowan Summerlite – ein 4-fädiges Garn aus ägyptischer Baumwolle…herrlich!

Zweifarbiges Stricken ist mit so einem glatten und festen Material etwas komplizierter als mit flexiblerer Wolle, denn man kann etwas weniger geradezuppeln. Daher habe ich diesmal sehr kleine Nadeln (2,5mm) für den einfarbigen Teil genommen und den zweifarbigen auf 3,0mm gestrickt. Praktischerweise passt der Body in Neugeborenengröße haargenau auf die 40cm Rundnadeln, da brauchte ich nix zu schieben oder Magic Loop zu zwirbeln.

Nun aber zurück zum Thema Buch

Für die Babyparty der einen Freundin schenken alle Gäste ein Kinderbuch mit persönlicher Widmung.  Bücher finde ich super.

Der kleine Mann wird vermutlich dreisprachig aufwachsen, Englisch, Italienisch und Deutsch. Also kann ich auch ein deutsches Buch schenken, das vereinfacht die Aufgabe für mich, denn auf italienisch und englisch kenne ich mich mit Kinderbüchern echt nicht so aus.

Jetzt aber mein Dilemma: Für welche Altersklasse schenke ich?

Mein absolutes Lieblingskinderbuch ist “Anna und der Sorgenmacher” von Hiawyn Oram und Tony Ross. Wurde leider nicht neu aufgelegt und ist daher nur vereinzelt gebraucht zu kriegen. Da meine deutsche Ausgabe im Laufe vieler Umzüge mal verschwunden ist habe ich mir das Original “Jenna and the Troublemaker” aus einer Bibliotheksauflösung in den Staaten bestellt. Liegt hier, und wird immer und immer wieder hervorgekramt. Ist nämlich auch für Erwachsene immer wieder gut als Erinnerung daran, dass man die eigenen Sorgen und Probleme häufiger mal ins Verhältnis setzen muss.

troublemaker2Anna meint nämlich sie hätte die aller, aller, aller grässlichsten Sorgen der ganzen Welt – und jetzt auch noch Sommersprossen! Der Sorgenmacher, der jeden Abend mit seinem Sorgen-LKW rumfährt und neue Sorgen verteilt, hört Anna’s Jammern und bietet ihr einen Sorgentausch an. Dafür werden Annas aktuellen Sorgen alle eingefangen und in einen Sack gestopft und auf den großen Berg von noch zu verteilenden Sorgen geworfen. Und als Anna sich einen neuen Sack von Sorgen aussuchen soll, da merkt sie erstmal wie schlimm es andere trifft. Witzig bebildert sieht man wie Anna beim Öffnen der anderen Säcke die Haare zu Berge stehen, und wie sie das Gefühl hat keinen der Säcke heben zu können, denn auch die Sorgen von anderen Menschen sind verdammt belastend und schwer zu (er)tragen.

Am Ende findet Anna einen Sack Sorgen, der gar nicht so schlimm ist, den sie auf ihren Schultern heben kann und nach Hause trägt. Natürlich ist das der Sack in dem ihre ursprünglichen Sorgen sind (inklusive der grausamen Sommersprossen).

troublemaker3Das Buch ist wirklich toll bebildert, ich finde die Message bis heute wirklich sinnvoll, und sobald der Kleine mal meint von Sorgen erdrückt zu werden wird Tante Fia um die Ecke kommen und das Buch wedeln. Aber bis dahin vergehen ja hoffentlich noch etliche sorgenfreie Jahre, und für diese Zeit brauche ich ein Überbrückungsbuch…

Könnt ihr mir helfen?

 

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Skandinavischer Stricksamstag #23

In der Buchhandlung am Flughafen bin ich wieder mal darauf aufmerksam gemacht worden, Deutschland liebt Skandinavien. Aktuelles Beweismittel: Das neue Couch Stylebook mit dem Thema…wait for it… Skandinavien.

Bildschirmfoto 2016-06-11 um 23.43.41
Quelle: Couch-mag.de

Aufgrund vom Geldkartenklau hatte ich wirklich knappe Bargeldreserven dabei, aber diese 4,90€ habe ich noch zusammengekratzt. Und das Heft hat mir erfreulich die Zugfahrt verkürzt.

Mal ehrlich, das Thema nordisches Design ist eigentlich von allen Ecken restlos beleuchtet worden. Dementsprechend darf man jetzt keine Neuerfindung des Rads erwarten. Aber ich finde das Heft wirklich nett aufgemacht. Erstens sind die City Guides mal mit geradezu revolutionären Sparten wie “Beauty” versehen. Tatsächlich würde ich mich nicht mehr trauen auf einer Fremdsprache einen Friseurbesuch zu überstehen (schlechte Erfahrungen in Italien, mein blond verträgt nicht die gleiche Pflege wie das “blond” einer Italienerin). Aber eine der Adressen für Massagen könnten nach einer anstrengenden Citytour mal angepeilt werden.

Außerdem finde ich ganz toll dass auch Island als Teil von Skandinavien behandelt wird. Das wird ja meistens unter den Tisch fallen gelassen, so dass ich einen City Guide Reykjavik gefühlt noch nicht so oft  überflogen habe wie Stockholm oder Oslo. Tatsächlich war ich aber auch noch nie auf Island, möchte aber ganz dringend mal hin, und lasse mich daher von den Ratschlägen zu der mir fremden Stadt mit Reisevirus infizieren 😉

Mein letzter Oslo Aufenthalt ist dafür noch vergleichsweise frisch im Gedächtnis, so konnte ich die Tipps mit unserem Wochenende im Dezember abgleichen. Und siehe da: Die persönliche Hotelempfehlung der Redakteurin ist genau das Hotel in dem wir auch untergekommen sind, und das Comfort Hotel im Bahnhof (!) war wirklich fantastisch. Auch viele der Kulturtipps und Essensempfehlungen kann ich komplett unterschreiben. Und die Shopping Ratschläge sind auf jeden Fall mal was anderes, auch wenn ich sie natürlich noch um eine Garnrubrik erweitern würde.

Also wenn ich in nächster Zeit eine Städtereise in eine der nordischen Hauptstädte vorhabt, allgemein skandofil seid (als Leser dieser Rubrik), die 30000ste Beleuchtung des nordischen Stils euch immernoch fesselt, oder für euren nordischen Teint nach nordischen Beautyprodukten sucht, ich behaupte das Themenheft ist sein Geld wert.

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In meinem Field Bag im Juni

Die Nashville Grizzlies B - und ein Eindruck vom Wetter
Die Nashville Grizzlies B – und ein Eindruck vom Wetter

Puuuuuh!!!!!

Erstmal: Es ist schön wieder da zu sein. Aber auch anstrengend. Die Zeit in den USA war echt toll, aber nie nie nie wieder fliege ich mit Delta. Von Flugstornierung über verlorenes und beschädigtes Gepäck über falsche Buchung und irre knappen Umsteigezeiten war wirklich alles dabei. Alles im einzelnen kein großes Drama, aber gesammelt bildet es mit Jetlag eine toxische Verbindung, die mir wirklich in den Knochen sitzt. Ich brauche quasi Urlaub vom Urlaub 😉

Wie das so ist, bin ich in Nashville natürlich viel weniger zum stricken gekommen als gedacht. Die hohen Temperaturen und die wahnwitzige Luftfeuchtigkeit haben die Wolle zu einer trägen Masse in meinen Händen werden lassen. Aber nur weil der eigentliche Schaffensprozess eingeschränkt war habe ich natürlich trotzdem alles in der Gegend erkundet, was mit Wolle zu tun hatte (siehe hier). Für ein dermaßen heißes Klima hat Nashville überraschend viel zu bieten für unsereins.

Gekauft habe ich nur bei Fringe, und auch nichts wirklich großes – als wir endlich dorthin kamen waren mir leider am Abend vorher EC und Kreditkarte geklaut worden, meine Shoppinglaune also etwas gedämpft. Es gab nur Maschenmarkierer, eine Schere und einen Auftragskauf für Marisa.

Nebenbei bemerkt habe ich in Wirklichkeit auch schon ein ordentliches Fringe-Sortiment, denn zu jeder Gelegenheit bekomme ich als Gast/Geburtstags/Beste-Freundin-der-Welt-einfach-so-Geschenk von Tom einen Bookhou Bag, oder die Garnpyramide, den Field Bag, oder oder oder.

Und genau in diesem Field Bag (habt ihr alle bestimmt schon mal in den Weiten des Internets gesehen), trage ich immer mein Hauptprojekt rum. Er ist nämlich einfach super. Und da ich im Moment nicht ganz so viel zu dem erzählen kann / möchte, was sich auf meinen Nadeln befindet, zeige ich euch mal was ich so alles im Projektbeutel sonst noch rumtrage.

fieldbag2Da ist (natürlich) mein aktuelles Fokusprojekt. Es wird ein Pullover aus Lamana Milano in der Farbe eisblau. Love it. Das Garn ist der Knaller! Die Anleitung dafür wird im Herbst rauskommen, aber dazu erzähl ich irgendwann nochmal mehr. Das Design ist schlicht, aber Lace-Einsätze geben den gewissen Pfiff – das wird ein Lieblingsteil einsetzbar von Symphoniekonzert bis Büro oder Date. Gestrickt wird auf 3,5mm Nadeln, und bisher wiegt das Teil luftige 65 Gramm (!). Wie gesagt: Knaller!

fieldbag3

Abseits vom Strickzeug habe ich aber noch allerlei Kinkerlitzchen im Beutel. Ganz klar immer dabei: Mein Mini Moleskine Notizbuch* in blassrosa und mein geliebter Rausdrück-Minen-Bleistift* mit eingebautem Radiergummi. Diese Bleistiftmanie ist ganz klar ein Überbleibsel aus College und schwedischem Gymnasium. In meiner deutschen Schule durften wir die nicht benutzen soweit ich mich erinnere. Jedenfalls halte ich mit diesen beiden Dingen spontane Ideen fest und teste Fair Isle Muster in den Kästchen. Zwar hab ich nen Handy auf dem die passenden Apps sind um sowas auch digital zu können, aber bei manchen Dingen bin und bleibe ich analog.

fieldbag5Das kleine Stoffsäckchen gab es bei Fringe zu der Eulen-Schere dazu. Und ich wäre ja doof wenn ich so ein praktisches Beutelchen nicht nutzen würde… also liegen darin die Maschenmarkierer, die Schere, Wollnadeln, Häkelnadel und ein Maschenhalter. So liegt das ganze Gedöns schön sicher mit im Beutel, verhakt sich aber nicht im Strickzeug – Prima!

Fieldbag1Zu guter Letzt nicht wirklich strickbezogenes: Überall wo ich bin gibt es etwas gegen trockene Lippen und Hände. Und da der Fieldbag meist ist wo ich bin, bewahrt er für mich Lippenpflege und Handcreme (muss schnell einziehen und keine Spuren an der Wolle hinterlassen). Außerdem ein Haargummi. Und ein Paar Regenbogen-Schnürsenkel vom Bingham Cup. Die sollen ein Zeichen gegen Homophobie im Sport sein, das werden sie auch noch, aber bisher habe ich noch nicht entschieden welches Paar Schuhe sie zieren werden. Beinah strickerfolgentscheidend sind wirklich meine kabellosen Kopfhörer*. Die trage ich auch zum laufen, beim putzen, beim einkaufen, eigentlich fast immer. Im Moment stricke ich – wetterbedingt- viel draußen und höre darüber Musik und Podcasts, gerade bei viel “glatt rechts” brauche ich sonst ein gutes TV Programm. Komischerweise scheine ich zur Minderheit zu gehören, die ein Buch immernoch in schriftlicher Form vorzieht. Hörbüchern kann ich sehr schlecht folgen, Podcasts dafür umso besser.

Sowieso…Podcasts hab ich natürlich nicht im Beutel, aber wer auch immer die erfunden hat: DANKE! Selbst für meine irrsinnigen Nischeninteressen gibt es auf meinen Nischensprachen super gute Beiträge, und ich brauche nicht zu einer bestimmten Zeit zuzuhören, sondern immer wenn es mir in den Kram passt. Suuuuuuuuper! Im Moment höre ich zum Beispiel einen schwedischen Podcast über Sprache und habe endlich mal was fundiertes über Plattdeutsch gelernt 🙂 Stricken kann also sogar für die Bildung gut sein!

Was tragt ihr so im Moment rum? Und habt ihr vielleicht Tipps wie man Jetlag und ungeheuren Delta-Frust bei diesem Wetter schneller los wird? Vielleicht einen tollen Podcast?

 

* sind Affiliatelinks zu Amazon. Alle Produkte sind meine eigenen, heiß geliebt und selbst gekauft oder von lieben Freunden und Verwandten geschenkt bekommen.

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Skandinavischer Stricksamstag #22

Nackige Schafe in Island?

naturwolleVor zwei Wochen ging es hier schon mal um Island, und zwar um den klassischen Isländerpullover, und darum dass ich liebend gerne einen stricken würde.

Das passende Buch hatte ich euch auch direkt verlinkt.

Und dann erreicht mich diese Woche folgende Nachricht: Island hat Wollknappheit!!!!!

Und zwar ist in diesem Jahr ein bis zu 15% Anstieg im Garnabsatz festzustellen, und obwohl man schon zusätzliches Personal eingestellt hat, es wird dieses Jahr eng(ere Pullover geben müssen). Wart ihr das? Hamstert ihr? Und was ist mit mir?

Mich überrascht die Nachricht etwas, denn eigentlich hört man von allen Seiten dass Rohwolle verbrannt wird oder im Garten zur Rehabwehr genutzt wird. Verarbeitet wird nur das wenigste, denn es herrscht eigentlich ein absolutes Überangebot an Rohwolle von “normalen” Schafen. Nur Merinowolle aus warmen Gegenden ist etwas begehrter. Angeblich sind wir Stricker “im Schuld”, weil wir nur kuschelweichstes Flauschmerino haben wollen. Aber nun diese Nachricht aus Island.

In meinen Ohren ist das eine wunderbare Neuigkeit. Es gibt also doch einen Markt für weitestgehend natürliche Wolle von Mulesing-freien Schafen. Toll! Macht weiter so!

Und wenn ihr schon dabei seid, kauft doch im Sommerurlaub auch andere nachhaltig produzierte Garne von skandinavischen Schafen. Ein paar Vorschläge:

Ullcentrum Öland 

Die Frauen hinter dem Ullcentrum (Wollzentrum) von der Insel Öland fahren los und holen bei Schäfern Wolle ab, die sonst verbrannt würde. Daraus fertigen sie alles mögliche, Pantoffeln, Decken und und und, und sie lassen Garn spinnen. In tollen Farben. Und als einer der wenigen Hersteller lassen sie Garn in Z-Richtung spinnen, wodurch es sich zum Tvåändsstickning eignet. Es gibt auch extra für Lovikka-Handschuhe gedachte Wolle, hier kennt und schätzt man die traditionell schwedischen Techniken.

Lofoten Wool

Eine ganz kleine Spinnerei die nur Wolle aus den Lofoten und Nordnorwegen verwendet. Es gibt auch Garn aus der Wolle des “Spæl”-Schafs (Spælsau), eine einheimische Rasse deren Unterwolle besonders weich ist. Das längere Außenfell haben die Wikinger übrigens genutzt um daraus die Segel für ihre Schiffe zu machen. Als ich im Winter in Oslo war habe ich einen Strang Spælsau-Garn mitgebracht, allerdings bin ich noch nicht zum geplanten Paar Handschuhe gekommen.

Östergötlands Ullspinneri

Diese Spinnerei ist mir letztes Jahr beim Garn-Shopping in Schweden über den Weg (und in den Einkaufskorb) gelaufen. Mein Stash soll mal ein Tuch werden, es fehlt allerdings die Zeit 😉 Unternehmen dieser Art gibt es auch in Schweden nicht mehr viele, und das obwohl Wollverarbeitung vor gar nicht so langer Zeit noch in jedem Kaff vonstatten ging. In der Nähe von unserem Ferienhaus kann man diverse Spinnereien besichtigen, nur in Betrieb sind sie leider nicht mehr. Daher freut es mich um so mehr, dass diese Spinnerei sogar bis nach Japan bekannt und beliebt ist.

Spinnerigården

Wieder aus Norwegen, ein ganz traditionelles Familienunternehmen. Auch hier verarbeitet man Spælsauwolle, im Webshop kann man auch vieles aus der eigenen Fertigung kaufen. Leider kein Garn. Aber falls es euch in den Sommerferien zufällig in die Nähe von Kristiansand bringt, es gibt einen Garnverkauf im Hofladen.

Hillesvåg Ullvarefabrikk

Hätte ich doch nur schon gestrickt als ich noch in Bergen gewohnt habe! Hillesvåg ist nur 35km nördlich von Bergen, und auch dieses Familienunternehmen arbeitet mit heimischer Wolle. Die Wolle vom “Pelzschaf” (Pelssau), einer Mischung aus norwegischen und schwedischen Rassen, lockt mich besonders. Angeblich soll sie ähnlich glänzen wie Mohair.

 

Bei näherem Nachdenken sollte ich einen Vorwand für eine Norwegenreise finden 😉

Wie ist das bei euch, könnt ihr “echte” Wolle an der Haut haben? Kennt ihr noch Bezugsquellen für so richtige Wolle?