Veröffentlicht am 8 Kommentare

Socken wie eine Maschine stricken

oder: stehst du auf den Schlauch?

Gehörst du zur Gattung der Sockenstricker/innen? So wie ich?

Für mich gibt es ja genau zwei Möglichkeiten an Fußbekleidung: Wollsocken, oder nix. Im Sommer bin ich grundsätzlich barfuß, in Sandalen oder diesen genialen Espadrilles von Havaianas mit der ultrabequemen FlipFlop Sohle.

Jedes Jahr zum Ende des Sommers gibt es dann die Zeit in der ich stur bin und weiter so tue als würde der Winter dieses Jahr ausfallen. Und direkt sobald ich einknicke kommen die Wollsocken.

Und dann trage ich sie durch bis es endlich wieder Zeit für nackerte Füße ist.

Bei meinen mindestens 10.000 Schritten pro Tag kommen dann bei gefühlten 300 Wintertagen (ich weiß der Sommer war lang, aber jetzt kommt mir der Winter schon so ewig vor) die ein oder anderen Kilometer in meinen gestrickten Socken zusammen. Und so kommen bei mir Löcher in die Teile, als hätte ich rezessives Erbgut einer Motte abbekommen 🙁

So schnell wie ich die Socken durch habe kann ich gar nicht für Nachschub sorgen. Dachte ich.

Kann ich nämlich doch. Fast wie eine Sockenstrickmaschine.

Und zwar habe ich Ende 2018 wirklich nach einer Sockenstrickmaschine gesucht. Bin dann hinten über gefallen was die Preise angeht, und habe beschlossen dass das nix wird, denn die Dinger sind wahnsinnig teuer. Und brauchen Platz. Und das kurbeln dauert auch seine Zeit. Und es bindet einen an einen Ort. Dabei sind Socken doch mein Lieblings-Unterwegsprojekt.

Auftritt: Schlauch

Im Endeffekt strickt so eine Sockenstrickmaschine ja erstmal nur einen Schlauch. In der Grundausstattung strickt man dann per Hand Spitzen, Ferse und Bündchen dran. Man kann auch Zubehör kaufen und mit Erfahrung und Geduld kann man auch wohl eine ganze Socke stricken, aber ich habe weder Erfahrung noch Geduld, außerdem keine Strickmaschine.

Aber nen Schlauch kann ich stricken. Und das sogar unterwegs.

Das habe ich mir selbst bewiesen, und habe bei einer Wochenendreise nach Lissabon einfach anstelle von “richtigem” Strickzeug ein Sockenwunder und ein Knäuel Sockenwolle mitgenommen. Und dann zwei turbulente Flüge, einige Bahnfahrten, im Hotel, auf Hafenmauern, im Café damit verbracht 100g Sockenwolle in einen langen, glatt rechten Schlauch zu stricken. Stumpf? Ja! Optimal für Schönwetter-Urlaub zu zweit. Beim Sockenschlauch kann man Stadt erleben, plaudern, laufen, Film gucken, Kaffee trinken, die Aussicht genießen und auf einmal ist der Schlauch fertig. Zack. Nenn mich Strickmaschine. (Dann hatte ich zum Glück noch Wolle für ein zweites Mini-Projekt, denn der Kurztrip dauerte deutlich länger als die Sockenschlange)

Eine Schwalbe macht keinen Sommer
und ein Schlauch ist keine Fußbekleidung.

Aber siehe da: 100g 4-fädiges Garn ergeben eine Schlauch, der genau lang genug ist um daraus 4 (in Worten: vier!!!) Socken in Größe 40/41 zu machen. Zwei komplette Paar! Mit ganz schön langem Schaft!

Man muss nur (:-)) den Schlauch vierteln, Löcher für Fersen, und aus Sockenwollresten Füllungen für Fersenlöcher, Bündchen und Spitzen machen.

Wollreste habe ich noch und nöcher. So viele, und in so vielen Farben, ich könnte passende Kontraste zu jedem noch so verrückten Schlauch machen.

Meinen portugiesischen Schlauch habe ich aus einem Strang KnitPicks Stroll im Farbverlauf “Northern Lights” gestrickt. Sehr pastelliges türkis mit lila und blau und etwas grün. Eins dieser Garne, das mich im Strang immer wieder anlacht und dann für fast alles zu bunt ist. Außer für glatt rechte Socken. Aber wann stricke ich schon mal glatt rechte Socken in einer Farbe? In Lissabon. Mit Aussicht.

 

Im Flugzeug fragte mein Sitznachbar noch ob ich so eine Zugschlange für vor die Tür stricken würde… eigentlich auch ne Idee, aber mein Bedarf an Socken ist größer.

Willst du auch Socken stricken können wie eine Maschine?

Dann brauchst du:

Unterwegs:

ein Knäuel Sockenwolle – für die Zukunft werde ich für meine Größe nur noch 50g Knäuel wie Sisu, Mérida oder die kleinen Regias nehmen. Das reicht dann für ein Paar, man strickt nicht so lange und muss nur einmal teilen.

ein Sockenwunder – zum stumpf im Kreis stricken kann ich es echt nur empfehlen. Man kann natürlich auch mit dem Nadelspiel, Crasy Trio oder Magic Loop stricken, aber das wird halt eine ewige Schieberei.

Daheim:

Mind. eine extra Nadel in gleicher Stärke zum Maschen aufheben – ich empfehle zwei lange Rundstricknadeln mit spitzesten Spitzen, zB. mit den spitze HiyaHiya Ultimate Sockset Spitzen.

Sockenwollreste in passenden Kontrastfarben – für die vier Socken habe ich insgesamt etwa 20g gebraucht.

Kleine Schere

Vernähnadel 

Unterwegs:

Schritt 1: 

Schlag’ mit einem provisorischen Anschlag deine gewünschte Maschenzahl an und stricke einen Schlauch bis dir das Garn ausgeht. Leg’ die letzte Runde entweder auf einer Nadel oder einem Faden still. Schlange fertig.

Ab Schritt 2 empfehle ich nicht mehr unterwegs zu sein.

Schritt 2: 

Teile die Schlange in 2 Teile.

Dafür musst du ins Gestrick schneiden. Aber nicht wie beim Steeken, sondern nur ein einzelner Schnipp durch ein Maschenglied.

Dann ribbelst du vom Schnitt eine halbe Runde nach links, und eine halbe Runde nach rechts (wichtig! Du brauchst auf beiden Seiten den angeribbelten Faden später zum vernähen, also bitte nicht komplett schneiden oder nur in eine Richtung ziehen).

Je nachdem wie es dir lieber ist, kannst du die Maschen aus der Runde obendrüber und der untendrunter vorher oder nachher jeweils auf eine Nadel nehmen, ich mache das gerne vorher, daher brauche ich zwei Rundstricknadeln mit spitzesten Spitzen – spitze ist das HiyaHiya Ultimate Sock Spitzen Set, s.o. ;-).

Schritt 3:

Such dir passendes Kontrastgarn raus, und stricke eine Spitze unten an die Schlauchhälfte, die oben den provisorischen Anschlag hat. Leg diesen Teil zur Seite.

Schritt 4:

Nimm die andere Schlauchhälfte und stricke mit der noch steckenden Nadel ein Bündchen in Kontrastfarbe. Dass ich gerne mit dem Tubular Bind-off abkette habe ich schonmal gezeigt.

Nur bei 100g Schläuchen: Schritt 5:

Halbiere jetzt die Schlauchhälfte wieder wie oben, stricke eine Spitze an den Teil mit Bündchen, und ein Bündchen an den anderen Teil. Wiederhole diesen Schritt für die andere Schlauchhälfte.

Schritt 6: 

Löse den provisorischen Anschlag und stricke wieder ein Bündchen, stricke eine Spitze an die stillgelegten Maschen vom Schlangenende. Jetzt sollten alle Sockenteile eine Spitze und ein Bündchen haben.

Schritt 7:

Leg die Socke so hin, dass die Spitze genau flach liegt.

Miss ab, wo die Ferse hingehört. (In meinen Sockenanleitungen gibt es die Maße für Nachtragsfersen in allen Größen von 28-48.)

Markiere die Hälfte der Maschen, die für die Ferse gebraucht werden. Stelle sicher, dass du genau die Maschen erwischt, die weiter unten die Spitze bilden!

Schneide wieder durch ein Maschenglied relativ mittig, ribbel nach links und nach rechts, jeweils bis zur Markierung am Rand.

Nimm die Maschen rund ums Loch auf, und strick eine Nachtragsferse rein. Dafür gibt es im Internet viele Varianten, ich erkläre “meine” Art in meinen Sockenanleitungen.

Vernähe die Fäden.

ZACK FERTIG!

Nachteile dieser Methode: 

Zack fertig ist etwas übertrieben. Die letzten Schritte sind nix für Memmen und/oder Anfänger. Für meinen 100g Schlauch habe ich einen Stricktag nur für die letzten Schritte gebraucht, und das war halt nicht unbedingt sozialtaugliches Stricken.

Vorteile:

Der Schlauch war umso sozialtauglicher. In der Zeit, in der ich Schlauch gestrickt habe, hätte ich nix anderes gestrickt, von daher hat kein “echtes” Projekt gelitten. Ich rechne das also als quasi komplett zusätzliches Projekt, zwei Paar Socken, die ich ohne diese Methode niemals geschafft hätte. Mein innerer Optimierer ist dazu außer sich vor Freude, dass genau nullkommanull Rest vom bunten Verlaufsgarn geblieben ist. Denn wo hätte ich den schön verstricken können? Stattdessen habe ich noch ein paar Kleinstmengen verbraucht. CheckCheckCheckundDoppelCheck!

Übrigens bieten ja inzwischen viele Handfärber kleine Socksets an, 100g einer Hauptfarbe, und einen Ministrang mit passendem Kontast. Mit dieser Wannabe-Strickmaschinen-Methode könnte man noch wirklich den letzten Meter optimal verstricken…bei mir wandern jetzt nach und nach die “nur für glatt rechts geeignet”en bunten Sockenwollen in die Handtasche, und mit der Schlauchmethode habe ich zu Weihnachten genug Socken für mich, Familie, Freunde und die halbe Nachbarschaft… zumindest wenn mich das ganze Jahr jeder Termin etwa 5min versetzt 🙂

Veröffentlicht am Ein Kommentar

X Mitts

Fingerlose Handschuhe mit X

Sind bei dir die Tage auch so farblos im Moment?

Berlin zeigt uns – wie jeden Winter – die kalte, dunkle und ungemütliche Schulter. Gefühlt wird es nicht hell, die einzige Farbe ist grau, und nicht mal der Hund hat Lust seine Runden zu machen.

Bretone gähnt Tongue out TuesdayUm nicht dem Trübsinn zu verfallen ist jedes Mittel recht, aber ganz besonders brauche ich Farbe für die gute Laune. Wie gut dass ich mir im Herbst einen Strang Wolle aus dem Stash gegriffen habe, und drauf los gestrickt habe. Denn als Ergebnis habe ich ein Paar gute-Laune-Fingerlinge für mich, ein Paar als Weihnachtsgeschenk, und eine Anleitung für dich.

Gestatten: Die X-Mitts.

Was eigentlich als kleine Fingerübung für eine Zugfahrt begann ist zu einem wahren Meisterstück, und wahrscheinlich schon jetzt mein meist-getragenes Strickstück aller Zeiten geworden:

Prio eins hatte natürlich die Passform.

Erfahrungsgemäß brauche ich für den Alltag einfach Handschuhe, mit denen ich alles machen kann. Ständiges An- und Ausziehen ist mit Hund, Handy und Handtasche einfach nicht drin. So kam es bisher immer, dass ich tolle Handschuhe gestrickt und dann doch nicht getragen habe. Die x Mitts trage ich dagegen tatsächlich seit Wochen jeden Tag. 

Prio zwei: Reversibilität!

Häh? Wendbarkeit.

Von Anfang an gefiel mir die Innenseite der Handschuhe fast genauso gut wie die Außenseite. Doch mit keiner gewöhnlichen Konstruktion wollte es so aussehen und gelingen, dass auch der Daumen optimal sitzt & beidseitig hübsch anzusehen ist.

Der erste Versuch scheiterte kläglich.

Zum Glück habe ich eine ähnlich besessene Prototypentesterin, und nach etlichen Tüfteleien an zwei Testobjekten hat es dann alles hingehauen. Die Lösung ist nichts für blutige Anfänger, aber wenn du bereit bist der Anleitung genau zu folgen, lernst du eine vermutlich komplett neue Konstruktion kennen. Inzwischen zeigt der Alltagstest sogar, dass wir die Mitts genau gleichmäßig auf links und rechts tragen… denn beim Ausziehen zieht man sie fast automatisch auf links, so genau sitzen sie.

Prio drei: Spaß anne Freude

Das i-Tüpfelchen an einem Design ist natürlich immer, wenn es richtig Spaß macht danach zu stricken. Die Mitts sind so ein Projekt. Die Kombinationsmöglichkeiten der Garne sind schier endlos.

Du hast ein Knäuel verrücktes Verlaufssockengarn im Stash? Raus damit und auf die Nadeln! Kombiniert mit einer einfarbigen Sockenwolle kommt es erst richtig zum strahlen.

Dir liegt es eher etwas ruhiger, wohlmöglich hast du selbst bei diesem Wetter nichts gegen Grau in Grau? Aber Handschmeichler sollen sie sein? Wie wäre es mit Milano wie mein zweites, verschenktes Paar? Oder eine Luxusvariante in Cardiff Small?

Du willst die Handschuhe auch beim Straße fegen tragen? Kein Thema, such dir doch einfach zwei Farben vom robusten Sisu aus, oder probiere eine Kombi aus Regia und einem Zauberball! Vielleicht hast du aber auch einfach ein paar Garnreste in passender Stärke, und kannst mit den insgesamt 250m Garnverbrauch etwas Stash abbauen.

Das Tollste: Das eigentliche Muster ist super einfach. Du kannst dich komplett auf die Konstruktion konzentrieren, und damit du sicher keine Schwierigkeiten hast gibt es (wie inzwischen immer bei meinen englischen Mustern) für jeden Stolperstein einen Link mit Tutorials.

Die Hauptsache ist nur, dass du deine Maschenprobe im Auge hast! Denn für den optimalen Sitz brauchen die Fingerlinge auf jeden Fall “negative ease”, sollen also beim Tragen etwas gedehnt werden. Meine 2,5mm Nadel ist dabei nur eine Richtschnur, alle Testerinnen mussten signifikant fester stricken als sie es gewohnt waren. 

Die Anleitung für die Mitts gibt es bei Ravelry und auf loveknitting, ich freue mich darauf vielleicht bald dein Paar als Ravelry Projekt zu sehen?

Veröffentlicht am 3 Kommentare

Bon Bonn Bonnet?

<Dieser Beitrag enthält PR Samples. Garne & Strickmühle sind mir von den Herstellern zur Verfügung gestellt worden. Eine Vergütung ist nicht gezahlt worden, und alle Aussagen über die Produkte entsprechen meiner persönlichen Meinung>

Diesen Winter bekomme ich ein neues “brorsbarn” – das ist schwedisch für “Bruderkind”, also Kind eines Bruders, anders gesagt: ich werde wieder Tante.

Das gibt mir die Gelegenheit wieder ganz rasche Mini-Mini-Maschen zu stricken. Mit 1,5 Jahren braucht es nämlich für den “großen” Neffe schon erstaunlich viele Maschen, vor allem wenn man mit dem Anfang vergleicht. Das sind dann auch direkt nennenswerte Garnmengen.

Dank vieler Goodiebags und Probeknäule der letzten Jahre, haben sich im Stash aber etliche Einzelknäule in DK und dicker angesammelt, und zwei davon habe ich direkt mal für den neuen Erdenbürger verbraucht, und auch noch eine neue Anleitung daraus gemacht: Das Waldi’s Bonnet.

Schon im August habe ich aus Silk 4 Milk von Rosários4 den Prototypen gestrickt – da war gerade frisch die Neuigkeit gekommen. Das Garn habe ich auf dem Tag der Wolle 2017 bekommen, aber wegen “Was mache ich aus einem Knäuel DK” erschwert mit “Wie verhält sich wohl dieses Fasergemisch” noch nicht angestrickt gehabt.

Die Faserzusammenstellung ist wirklich einzigartig: Seide und Cashmere sind mit Milchfaser versponnen. Total spannend. Und weich. Und Handwäsche. Hmmm. Zum Glück werden Mützchen ja nicht soooo dreckig, also ein Minimützlein angeschlagen.

Aber nicht irgendein Minimützlein.

Waldi

Waldi ist so richtig putzig, und ich glaube auch ziemlich gut durchdacht. Grundsätzlich ist es als Neugeborenengröße ausgelegt, aber da von oben gestrickt wird, könntest du auch bis zu jeder anderen Größe weiterstricken. Das Muster ist einfach, und schon von meinen “Waldemar” Socken bekannt – Waldi… ist klar, oder? Zum Abschluss bekommt ein Teil des Bonnets Hasenzähnchen, die bilden nachher einen hübschen Rahmen um das Gesicht. Im Nacken strickst du stattdessen einen Tunnelzug ohne Zähnchen, es soll ja nichts pieksen.

Durch den Tunnelzug kommt dann ein iCord. Den habe ich beim Prototypen auf einem Nadelspiel gestrickt… zäh wie Kaugummi, aber was macht man nicht alles…

Fazit zum Garn: Super! Gewaschen und gedämpft ist es in Form geblieben, hat nicht gepillt, und hat ein irrsinnig klares Maschenbild. Sieht auf den ersten Blick fast aus wie Baumwolle, fasst sich aber viel weicher an. Jetzt wo ich weiß, wie toll dieses Garn ist, habe ich mich schon beim Tagträumen von einem großen Sommerpulli erwischt.

Waldi II 

Diesmal habe ich Fourteen von Juniper Moon Farm gewählt. Das ist noch ganz frisch vom Tag der Wolle 2018. Es besteht zu 90% aus Merino & 10% Cashmere – wobei das Merino mit wahnsinnigen 14 Mikron (daher fourteen) quasi schon weicher ist als das Cashmere. Und wieder Handwäsche…

Aber auch wahnsinnig knuffig und kuschelweich. Ich befürchte dass dieses Garn deutlich empfindlicher ist. Merino ist ja immer pill-anfällig, und vom Griff her kommt das auch hier hin. Aber auf einem Babykopf sollte nicht zu viel Beanspruchung auftreten, von daher hat das Knäuel hier vielleicht seine Optimalbestimmung gefunden. Wirklich viele andere Einsatzmöglichkeiten hätte es bei meiner Pilling-Antipathie für mich kaum gegeben.

Icord

Diesmal habe ich den iCord auf einer Prym Strickmühle gekurbelt. Und was soll ich sagen, nach Anlaufschwierigkeiten zwischen mir und der Anleitung, werde ich NIE wieder anders meine Kordeln machen. Im Kopf habe ich schon eine laaaaange Liste mit Projekten, die mit Kordeln verbessert werden könnten… ich kurbel jetzt den Stash weg 🙂


Die Mühle funktioniert im Grunde genommen wie eine Strickliesl – nur dass du nur kurbeln musst. Den Rest übernehmen Haken und Schnapper in der Strickmühle – das ist so kinderleicht, damit kannst du Mann oder Kind bestimmt super beschäftigen.

Vielen vielen Dank an Prym dass ich dieses tolle Ding ausprobieren darf, ihr habt es geschafft dass mehrere Erwachsene mit großen Augen und viel Geduld im Treppenhaus gekurbelt haben – nur um zu sehen wie lang wir so ein Band bekommen. (Ach ja, das ist auch der einzige mögliche Nachteil, wenn du nicht im vierten OG wohnst: die Länge deiner Kordel ist von deinem Abstand zur Erde begrenzt. Am Ende der Kordel hängst du ein Gewicht ein, und sobald das den Boden berührt, funktioniert das Ganze nicht mehr. Aber wir haben noch keine Verwendung für die vierte-Stock-Kordel gefunden, und die Mützenbändsel waren mit 180cm Körpergröße locker machbar.)

Im Vergleich sieht man dann auch noch, dass die Mehrarbeit am Nadelspiel auch nach einer Wäsche deutlich unregelmäßiger ist. Noch ein Argument mehr für eine Strickmühle*.

Was ist denn nun ein Bonnet?

Laut Definition im Internet ist ein Bonnet eine unter dem Kinn geknotete Haube, die von Frauen oder Kindern getragen wird. Das Bändsel macht also den Unterschied zwischen einem Bonnet und einer gewöhnlichen, deutschen Haube.

Dein Waldi

Hast du auch das eine DK Knäuel Luxusgarn herumliegen? Und bekommt jemand ganz spezielles ein Baby, das so ein Häubchen aus Luxusgarn tragen könnte? Dann kannst du dir dein eigenes Waldi’s Bonnet stricken! Die Anleitung gibt es hier, und falls du (wider Erwarten) noch Bedarf an einem absoluten Traumgarn hast, empfehle ich die Cardiff Large.

Veröffentlicht am 2 Kommentare

(manche) Männer sind Schweine

<Komplett strickfreier Beitrag – aber das musste mal raus>

Seit Monaten trage ich mich mit dem Gedanken eine neue Rubrik im Blog zu machen: “Food for Thought” – grob übersetzt in etwa Nahrung zum Nachdenken. Komplett strickfrei. Stattdessen ein Rezept und einige meiner Gedanken zum aktuellen Zeitgeschehen.

Seit Monaten schiebe ich das vor mir her, weil ich denke: Food Blogs können das eine besser, und über Politik, Geld und Religion sollte man im Internet lieber erst gar nicht anfangen.

Aber “thought” muss mal raus:

Es geht gerade eigentlich um ein erstmal ausschließlich amerikanisches Thema: Brett Kavanaugh.

Dieser Mann, den Trump für den obersten Gerichtshof in Amerika nominiert hat. Zugegeben, er hätte Mutter Theresa vorschlagen können, und die Demokraten hätten etwas an ihr auszusetzen gehabt. So verbohrt sind inzwischen beide Seiten, das muss man ganz offen mal sagen.

Und als die ersten Vorwürfe kamen, Kavanaugh habe als Teenager übermäßig getrunken und sei Mädchen gegenüber übergriffig geworden, da war ich versucht des Teufels Advokat zu sein. Denn wenn nur Kandidaten mit blütenreiner Weste und einer Jugend im Kinderchor für öffentliche Ämter tragbar sind; wenn es nicht mehr akzeptiert wird aus Fehlern gelernt zu haben, dann würden wir in Zukunft nur noch von helikopter-beelterten Kindern aus heile-Welt-Haushalten regiert.

Eine gewisse Erfahrung mit menschlichen und sozialen Abgründen, gepaart mit dem Willen die Zukunft für andere positiver zu gestalten, das finde ich persönlich vielsprechender als einen optimal geschmacksneutralen Lebenslauf. Wie gesagt: wenn aus Fehlern gelernt wurde.

Doch dann kam die Anhörung vor dem Justizkomitee des Senats. Eine ehemalige Mitschülerin von Kavanaugh brachte ihre Vorwürfe souverän vor, er habe – mit einem Freund – vor 35 Jahren auf einer Feier versucht sie zu vergewaltigen.

Das mag man glauben oder auch nicht, für uns Europäer ist das Thema damit auch eigentlich gegessen.

Aber ist es das wirklich?

Denn für mich beginnt mit den Reaktionen auf die Aussagen die für mich ganz nahe Problematik: in meinem Umfeld zweifelt nicht eine einzige Frau daran, dass solche Vorfälle gang und gäbe sind. Wir haben sie alle schon direkt oder indirekt erlebt.

Die männlichen Reaktionen dagegen gehen davon aus, dass Frauen latent übertreiben. Klar gibt es sowas mal, aber das sind dann nur dunkle Gestalten, “keiner von uns”. Das mag dann eine soziale, religiöse oder nationale Abgrenzung sein, aber “keiner von uns” auf jeden Fall. Und warum würde man 35 Jahre schweigen?

Nimmt man dazu diesen Artikel aus der Washington Post, dann fällt mir auf: Vielleicht reden wir wirklich nicht genug darüber. Wir – die Frauen.

Wie häufig wir Frauen von “einem von uns” behandelt werden, als wären wir Objekte zum Lustabbau, das behalten wir fast immer für uns.

Wenn mal ein Mann aus meinem Umfeld dabei war, dann fiel er aus allen Wolken, konnte nicht fassen wie ich so ruhig bleibe. Natürlich bleibe ich ruhig. Für mich ist das, zwar nicht gerade Alltag, aber Routine. Mir wurde beigebracht mich aus der Situation zu entfernen und den Mann nicht zu provozieren. Ich weiß dass ich körperlich schwächer bin.

Und zum Glück waren alle Vorfälle bisher so “harmlos”, dass ich die gleiche Taktik verfolgen kann wie gegen Flugangst: Ich lasse mir die Welt nicht von Angst und Sorge kleiner machen. Klar, ich bin vorsichtig, steige in keine Propellermaschine der drittklassigen Airline einer Bananenrepublik, und natürlich laufe ich nicht nachts betrunken im kurzen Rock alleine durch die Gegend.

Garantiert es mir körperliche Unversehrtheit? Nein. Auch erstklassig gewartete Flugzeuge können verunglücken, und auch mit konservativer Kleidung kann mir der falsche Mann begegnen.

Aber: Im Gegensatz zu meinen Vorkehrungen in Bezug auf drittklassige Airlines, wird meine Vorsicht von “guten” Männern eher als übertrieben empfunden. Denn die “guten” Männer wissen nicht, wie oft uns die “schlechten” begegnen. Sie sind nicht dabei. Sie sehen es nicht, wenn mal wieder eine fremde Hand in der vollen Bahn an unseren Hintern krault. Wenn wieder mal jemand seine sexuelle Befriedigung höher stellt als unsere Rechte.

Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir unseren Freunden, Brüdern und Söhnen, unseren Männern, Neffen, Lehrern und Trainern, all den guten Männern in unseren Leben mit voller Offenheit erzählen was uns immer und immer wieder passiert.

Dass unsere Bedenken allein im Dunkeln heim zu gehen, nicht die “mädchenhafte” Version von den Monstern unterm Bett ist, und dass wir niemandem den Abend versauen wollen, sondern dass uns da draußen eine andere Art von Mann begegnet als sie. Dass wir nicht alles unbedacht sagen oder tun können, weil solche Männer uns “falsch verstehen”.

Nicht immer. Aber leider noch viel zu häufig.

Mein lehrreichstes Erlebnis war beispielsweise überhaupt nicht körperlich. Der Betreffende war nicht einmal im gleichen Raum.
Er sollte neue Kabel zu legen, und hat “Kabel legen” für Code gehalten.
Er: Anzügliche Textnachrichten.
Ich: Auftrag storniert. Nummer blockiert.
Ergebnis:

  • 1.  Keine neuen Kabel. Bis heute nicht.
  • 2. Unbekannte Handwerker treffe ich nicht mehr alleine.

So ist meine Welt eben doch etwas kleiner. Findet komischerweise jeder vollkommen normal.
Aber dass ich nicht möchte, dass meine persönlichen Daten ungefragt weitergegeben werden, das wird immer wieder mit zum Himmel rollenden Augen und leichtem Seufzen aufgenommen…

Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir reden.

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht am 5 Kommentare

Tag der Wolle 2018

Katze müsste man sein…

(Dieser Beitrag enthält PR Samples ohne Ende, außerdem wurde ich vom OZ Verlag zum Event eingeladen – nimm dich also in Acht vor überwältigender Werbung)

Katzen haben dem Sprichwort nach sieben Leben, richtig?
Ungefähr die Anzahl, die ich inzwischen bräuchte um meine Garnvorräte aufzubrauchen…
spätestens seit dem vergangenen Wochenende.

Der OZ Verlag hat eine kleine Tradition begründet, als sie vor zwei Jahren das erste Mal zum Bloggerevent in Berlin eingeladen haben. Im letzten Jahr zog das Event dann nach Freiburg um, und wieder durfte ich dabei sein. Am vergangenen Wochenende ging es für mich (und viele viele weitere Bloggerinnen und Blogger!!) wieder nach Freiburg.

Inzwischen ist es wirklich wie eine Mini Klassenfahrt: Wann sonst essen, trinken, stricken, fotografieren UND schlafen wir alle am gleichen Ort? Niemand muss heim zu Kind und Hund, keiner muss noch Auto fahren, und bis auf das gemeinsame Hotelfrühstück haben wir am nächsten Tag keine Not früh aufzustehen.

Daher vorneweg: Vielen Dank für die Einladung, liebes OZ Team! Vielen Dank für die tolle Umsorgung, und den wunderbaren Anlass mal wieder mit Gleichgesinnten schnattern zu können. Aber auch vielen Dank an die tollen Hersteller, die ein Interesse daran hatten uns kennenzulernen, unsere Meinungen zu hören, und mit uns über die Wünsche und Ansprüche an ihre Firmen zu reden.

Foto: liebster bester Lutz aka maleknitting

Teil des Tags der Wolle ist ein großes “Wollbüffet”, mit den neuen und den bewährten Qualitäten von Materialien (ausdrücklich nicht nur Wolle, sondern auch tolle Nadeln, Tassel-Maker, Pompom-Maker etc.). Das ist ein toller Anblick, den du dir zum Beispiel auf Lutz Instagram Account in den Story Highlights angucken kannst. Er hat so tolle Bilder gemacht, und so wunderbar redaktionell aufbereitet, da will ich dir nicht verwackelte Schnappschüsse vorsetzen 😉

Ich zeige dir stattdessen, was ich für mich mit nach Hause gebracht habe.

Der Eulenbag (Erkennungszeichen vom Mini Stricktreff mit Julia & Saskia) war prall gefüllt, aber doch noch in Maßen. Dieses Mal waren Ansprechpartner der Firmen dort, so dass ich lieber Informationen über die Hersteller und Garne im Gespräch gesammelt habe, und mir bei wirklichem Interesse passende Mengen für geplante Kopfprojekte schicken lasse.

Mitgekommen sind also nur Garne, bei denen ich mir Ein-Knäuel Projekte vorstellen kann (oder eben zwei):

Portugiesische Pracht: Rosários4

An allererster Stelle war da ganz klar dieses knallige Merinogarn von Rosários 4 aus Portugal. Im letzten Jahr habe ich von dieser Firma die Bio-Wool zu einem Kinderpullover verstrickt und ganz vergessen die Anleitung fertig zu schreiben. Das Garn ist so wunderbar, da wollte ich auch dieses probieren, obwohl ich ja überhaupt kein Merino Fan bin.

Liliana von Rosários und ich haben uns abends noch lange an der Hotelbar unterhalten, und ich habe viel über die Firma und ihre Philosophie erfahren. Sie hat mich dann noch gebeten das neue Knitting Notebook zu testen, und das mache ich natürlich gerne!

Ich habe leider kein Bild für dich: Schöller & Stahl

Ein Traditionsunternehmen, das ich (trotz wiederholtem Lobgesang des sehr geschätzten Herrn Fricke von meinem Großhändler) nie richtig auf dem Schirm hatte. Am Wollbüffet war alles abgegrast, so dass ich diese Firma wahrscheinlich unter “ferner liefen” verbucht hätte. Nur über ein zufälliges Gespräch mit Rieke und später auch dem Geschäftsführer von Schöller + Stahl, Herrn Schmickler, bin ich sehr sehr gespannt darauf, endlich eine filzfreie Sockenwolle ohne klassisches Superwash Verfahren, und vollkommen frei von Mottenschutzgift zu testen. Ich bekomme netterweise demnächst etwas davon zum testen zur Verfügung gestellt.

Rock mich von den Socken: Opal

Vierfädige Sockenwolle kann man nie zuviel haben. Knallbunte vierfädige Sockenwolle schon eher. Aber ich spiele so gern mit bunten Verlaufsgarnen als Kontrast in meinen Mustern. Opal stellt in Deutschland her und unterstützt mit der Linie “Schafpate” die Wanderschäferei im Land. Das allein macht kein gutes Garn, aber man sollte es mal ausprobiert haben. Das zweite Knäuel lag am Ende des Abends wieder da, und Garn alleine liegen lassen kann ich ja nicht. Übrigens gab es dazu auch das Nadelspiel der Firma Pony, von der auch eine Rundnadel im Goodiebag war. Sylvie hat so überschwänglich gelobt, das muss probiert werden. Sie rät dringend mal an den Nadeln zu reiben…

Ooooh, you give me Fever: Knittingfever

Diese zwei Schönheiten mussten mit. Da war ich ausnahmsweise schnell genug. Aber natürlich habe ich nur jeweils ein Knäuel gegriffen – so können sich möglichst viele ein Bild von der Marke machen. Beide Garne sind von Knittingfever, einem amerikanischen Unternehmen. Beide haben Merino und Cashmere Anteil, das blaue außerdem Seide. Ich werde beides mal anhand von Mini Projekt-chen testen, aber vorneweg kann ich schon sagen: Irre wie unterschiedlich sich zwei Garne aus sehr ähnlichen Rohstoffen anfühlen können!

Der große Unbekannte: Novita

Die finnische Firma Novita war mit mehreren Qualitäten angereist, ich habe “nur” die Sockenwolle gesehen. Im nordischen Raum ist Novita ein absoluter Begriff, ich kannte aber bisher nur die 6-fache und die 8-fache Sockenwolle, und das ist üblicherweise nicht meine Kragen/Schuhweite. Aber jetzt hab ich gerade ein Paar dicke Socken aus norwegischer Wolle fertig, da hat mich das 8-fach dann doch mal gereizt. Dass ein Knäuel nicht reicht ist mir gerade noch rechtzeitig aufgefallen, zwar gab es nur noch zwei unterschiedliche Farben, aber das stört weder Karlsson noch sonst einen großen Geist.

Das 4-fache habe ich auch noch gesehen – und wirklich vergleichen kann ich ja nur in meiner gewohnten Stärke. Die erste Spitze habe ich im Zug zurück gestrickt, und dieses Garn ist auf jeden Fall ungewohnt. Claudia hatte noch nachts die dicke Wolle angebrochen, und hat mich morgens mit ihrer Meinung neugierig gemacht, so dass ich gerade auch noch 8-fädige Socken stricke um mir ein eigenes Bild zu machen. Natürlich habe ich heute auch noch Hintergrundinformationen bei der Finnin vom Dienst, Eeva eingeholt… die Banderole hat mich nämlich auf eine falsche Fährte geschickt, und ich hätte fast einen kapitalen Fehler gemacht.

Twist Again: Die Prym Yoga Nadeln

Wie schon in den beiden letzten Jahren war wieder Prym anwesend. Deutsche Familienunternehmen liegen mir am Herzen, und von den Ergonomics bin ich seit dem ersten Event total hin und weg gewesen. Die Yoga’s hatte ich schon auf der H&H gesehen aber nicht ausprobiert, jetzt habe ich mein eigenes Paar, werde also mal wieder ein verzopftes Muster stricken müssen um dir mehr zu diesen Bewegungskünstlern sagen zu können. Witzig aussehen tuen sie auf jeden Fall!

Mein Star des Abends: Die Mannschaft

So, und wo wir dann bei Nadeln sind: Ich muss mal wieder sagen, dass Tanja die allerbeste ist! Wer mir die Lieblingsschoki aus dem Norwegenurlaub mitbringt hat eh für alle Zeiten nen Stein im Brett. Wer aber nach Wochen noch erinnert, dass ich eine meiner Addi Trio Nadeln zwischen den Dielen versenkt habe, und mir eine Ersatznadel aus dem eigenen (durch im-Zug-vergessene-Nadel unbrauchbaren) Trio mitbringt, damit ich Handschuhe stricken kann obwohl Addi gerade 20 Wochen Lieferzeit hat, dem gebührt mein ewiger Dank! Und zu allem Überfluss bringt sie mich mit ihrem herrlichen Humor so wunderbar zum Lachen – schön dass es dich gibt, liebe Tanja!

Das gilt natürlich auch für alle anderen Kolleginnen und Kollegen, die jetzt nicht namentlich erwähnt sind. Ich bin wirklich froh diesen Termin trotz etlicher Widrigkeiten doch noch geschafft zu haben, denn euch zu sehen macht aus Stricken einen “Mannschaftssport”.

Veröffentlicht am Ein Kommentar

Einmal bitte von Allem

Mitbringsel aus Bergen

Irgendwann vor ein paar Wochen hat es mich gepackt.

Ich war gerade dabei meine Reiseplanungen für August / September zu machen, und die Menge an Terminen hat mir kurz den Atem genommen. Berlin, Bayern, Bremen, Baden Württemberg, NRW, teilweise 800 km am Tag auf der Autobahn. So viele Kilometern, wie ich da plante, fahren andere Leute wahrscheinlich im ganzen Jahr. Und mir wurde schlagartig klar: Ich brauch ne Pause um das durchzuhalten.

Bergen ist mein Ruhepol

Also habe ich einen Flug gebucht. Mehr Kilometer. Aber für ein Wochenende in der alten Heimat – zum Ausspannen.

Zur Erholung finde ich es immer gut an einen bekannten Ort zurückzukehren, also keinen Erlebnisdruck zu haben. Ich kenne Bergen, denn ich habe dort mal gelebt. Es ist der regenreichste Ort Europas, und nach diesem Sommer sehnte ich mich quasi danach bei Nieselregen im Café der Bibliothek zu sitzen, Strickzeug und Bücher um mich zu verteilen, und Luft zu holen. Nebenbei wollte ich mal wieder schauen was es bei (Strick-)Literatur und Garn an Neuigkeiten gibt. Und für den Winter einen Vorrat an Süßigkeiten anlegen 🙂

Der ursprüngliche Plan ist etwas abgewandelt worden, da ich dann doch nicht alleine geflogen bin. Und das war sogar noch toller als erhofft. Denn das Nieselwetter blieb aus, und bei Sonnenschein alleine drinnen sitzen ist halt doch nicht meins.

Bücher habe ich tatsächlich keine gekauft. Dafür aber in der Bibliothek geschmökert und notiert nach welchen Büchern ich online suchen muss. Zwei Strickbücher, ein Sachbuch über die Exilregierung und den Widerstand gegen die Nazibesatzung, und ein Roman werden’s. Zum Glück liefert Bokkilden.no auch nach Deutschland.

Garn allerdings… 

Meine ursprüngliche Planung war es zum Fabrikverkauf von der Hillesvåg Ullvarefabrikk zu fahren. Das wäre von Bergen aus eine halbe Stunde mit dem Bus gewesen – absolut machbar. Aber dann war für den geplanten Tag einfach phänomenales Wetter angesagt…also Planänderung.

Wir sind dann “kurz” in den Husfliden gegangen, da gibt es auch Hillesvåg Garn. Teurer zwar, aber dafür haben wir ja die Bustickets gespart und Zeit gewonnen.

Hillesvåg

Es sind 3 Stränge Vilje (100% Lammwolle) in weiß, und 4 Stränge Sølje in unterschiedlichen Blautönen mitgekommen. Sølje ist Pelsull, also Wolle vom Pelzschaf. Das wollte ich immer schonmal ausprobieren. Beide Garne haben die gleiche Maschenprobe, und können laut Banderole gut kombiniert werden. Prima – das könnte doch eine tolle Strickjacke für mich werden.

Und da ich kein Reiseprojekt mehr hatte, gab es außerdem ein Knäuel Sockenwolle Hillesvåg “Fjord. 80% Wolle, 20% Nylon, nicht superwash behandelt – und ausdrücklich filzanfällig. Aber das muss ja nicht immer schlimm sein.

Übrigens auch nur gut, dass ich den Strang an der Markierung (yay wie clever!)geteilt habe, sonst hätte ich nach dem ersten Socken nicht mehr ausreichend Garn für den zweiten gehabt. Denn der erste Eindruck trügt: Was aussieht wie ein handelsübliches Sockengarn in Deutschland, ist deutlich dicker. Nur 250m / 100g, Regia und Konsorten haben 400m. Das Sandnes Sockengarn Sisu, übrigens auch 80% norwegische Wolle / 20% Nylon, liegt mit 350m / 100 g ziemlich genau dazwischen.

Trotzdem habe ich ganz “normale” Socken auf 2,5mm Nadeln angeschlagen. Die sind laut Banderole auch empfohlen. Dann wieder geribbelt, denn glatt rechts sah total langweilig aus. Im “Petty Harbor” Muster kommt das tolle Garn viel besser zur Geltung. Am Ende der 50g habe ich ein langes Bündchen und die Ferse aus einem Rest Alpakka Strømpegarn von Sandnes gestrickt. Das ist eigentlich auch eher ein 6-fädiges Sockengarn, aber auf den dünnen Nadeln habe ich jetzt mit der dicken Wolle eine locker aber gut sitzende, recht dicke Socke über 60 Maschen gestrickt. Wenn ich bald wieder in Gummistiefeln mit dem Hund vor die Tür muss, dann juble ich. Gut eingesetzte ca. 7€!

Rauma

Beim Husfliden gibt es immer auch Rauma. Und da hatte ich einige Wünsche. Mitgekommen ist aber gar nicht so viel.

550 g Lammwolle. In Grau und Blau – also keine Überraschung.

Eigentlich wollte ich unbedingt Spælsaugarn von Rauma haben. Auch so ein rassespezifisches Garn, weich, und dank langer Stapellänge soll es nicht pillen, dafür toll glänzen.

Ich hätte es im Husfliden bekommen können, aber das Etikett “møllbehandlet” (Gegen Motten behandelt) hat mich abgehalten. Denn das bedeutet, dass mithilfe eines Gifts ein Mottenbefall verhindert werden soll. Mein Arzt warnt aber so dringend vor diesem Nervengift, dass ich das Spælsaugarn tatsächlich liegen gelassen habe.

Auch von den Klassikern, 3-tråd und Finull, habe ich die Finger gelassen. Es ging ja auch um Platz im Koffer, da musste hausgehalten werden. Ich wollte lieber eine Pullovermenge in einem schön dünnen Garn haben… Lammwolle war da perfekt.

4 Knäuel anthrazit werden der Hintergrund, die helleren blauen und grauen Farbtöne werden der Kontrast.

Mein Gesamteinkauf beim Husfliden lag bei 140€ – für 1350g Wolle… und da sag mal jemand dass Norwegen so teuer ist 😉 (Beim Bier danach ist übrigens der Eindruck wieder zurecht gerückt worden)

Wir waren auch zwischendurch noch in einem anderen Garnladen, am Norwegian Spirit im Hauptbahnhof kommt man kaum vorbei. Saskia hatte mich gebeten eine Farbe Sølje mitzubringen die es beim Husfliden nicht gab. Leider war auch hier die passende Farbe nicht ausreichend vorrätig.

Unwollig in Bergen

Nach meinem Kaufrausch haben wir es uns in Bergen gut gehen lassen, sind gewandert, Boot gefahren, haben Fischsuppe, Wal und Rentier gegessen. Erst am letzten Tag haben wir wieder wolliges Programm gemacht. Übrigens habe ich in der ganzen Zeit nicht einmal eine halbe Socke gestrickt 😮

Strickmuseum


Etwas außerhalb von Bergen, in Salhus, befindet sich das norwegische Strickmuseum – dort wurde übrigens damals der Rekordversuch vom Schaf zum Pulli unternommen, hier kannst du über diese Folge norwegisches Slow TV nachlesen.

Unser Rückflug ging erst abends, und zeitlich kam der Abstecher genau hin, also ab dafür. Und ich kann dir diesen Ausflug nur empfehlen. Zugegebenermaßen ist man dort scheinbar nicht wirklich auf ausländischen Besuch eingerichtet, zwar ist der Einführungsfilm auf englisch untertitelt, aber für den Rest des Museums habe ich simultan übersetzt.

Dafür ist das Museum wirklich für jeden was. Unsereins kann den Weg der Wolle vom Kardieren bis zur Nähstube nachvollziehen, das “mannfolk” wird von den historischen Maschinen beeindruckt. Jeder Schritt wird vorgeführt, wir haben vor lauter Staunen komplett die Zeit vergessen.

Am Ende habe ich noch ein kleines Souvenir aus dem Museumsshop mitgenommen, denn das Museum stellt ein eigenes Garn her. Auf der historischen Zwirnmaschine wird Kammgarn von Hillesvåg versponnen. Tolle melierte Farben, mehrere Fäden aus der gleichen Farbfamilie verzwirnt.

Für meine Minimaschen habe ich kleine Mengen blau, grün und rot gekauft. Aber am tollsten fand ich den “Restzwirn”: Eine Grundfarbe wird mit Restfäden der bunten Farben verzwirnt. Dabei werden mehrere Farben wie bei einem Bobbel verknotet. Einen Mini-Strang musste ich einfach haben. Er ist dünner als die einfarbigen Stränge, daher werde ich ihn mit Sockenwolle zu einem Sainte Chapelle zu stricken.

Zu guter Letzt habe ich noch einen Kontraststrang zu den Kinderfarben gekauft, einen weißen Restbestand vom Festivaltvinn vom Bergen Strikkefestival 2017 – dieses Strickfest wird im Museum ausgerichtet. Ende diesen Monats übrigens wieder. Nächstes Jahr werde ich versuchen dazu passend zurückzukommen. Hoffentlich wieder mit so tollem Wetter!

Abschließend kann man nur sagen: Wo kann man toll Urlaub machen (und Garn shoppen)?

Veröffentlicht am Ein Kommentar

Welcome Back


Willkommen zurück.

Im Juni und Juli habe ich eine zuerst unbeabsichtigte, dann bemerkte und bewusst genossene Pause gemacht. Natürlich habe ich weiter gestrickt, aber neben Job, Renovierung, Sommer & viel Autobahn (und Autopannen 🙁 ) war einfach keine Energie um sinnvolle Texte zu schreiben.

Aber nicht nur ich bin zurück, sondern ich habe etwas mitgebracht:

Die Babygarderobe

Der Neffe ist endgültig aus den ersten Wollsachen rausgewachsen, und so habe ich eine Ladung Klamotten wiederbekommen.

Vielleicht klingt es auf den ersten Blick egoistisch, aber ich habe ausdrücklich nur die Babydecke geschenkt, alles andere war nur geliehen. So schnell sich so kleine Sachen stricken, ich sehe nicht ein mir so viel Arbeit zu machen, damit nur ein kleiner Mensch darin wachsen kann. Stattdessen haben wir von Anfang an abgemacht, dass es eine ganze Sammlung an Mini-Maschen geben soll, die an jedes neue Kind in der Familie weiter gegeben wird. Immer nach dem Rauswachsen gehen die Sachen dafür zurück zur Lieblings- / einzigen Tante, die pflegt / bereitet auf / verwaltet bis es dem nächsten Junior passt. So gibt es dann auch wirklich ganze Outfits, und nicht nur mal ein Paar Socken zum Geburtstag, denn ich kann die Ergebnisse meiner Strickzeit streuen. Ökonomisch gesehen verlängere ich die Nutzungsdauer, und damit sozusagen die Abschreibungsperiode, von jedem kleinen Klamöttchen. Statt ein paar Wochen bis Monate, bekommt jedes Strickstück eine Nutzungsdauer mal x, und ich ergaunere mir direkt x-fache Dankbarkeit, je nachdem wie viele kleine Wiikinger da noch so kommen 😉
Die Idee stammt übrigens von der Neffen-Mama, und ich finde sie richtig gut.

Sharing is caring

Wenn man so etwas vorhat, muss man natürlich darauf achten, dass die Klamotten auch über die eine möglichst lange Nutzungsdauer halten und gut aussehen. Außerdem versuche ich wirklich nur zu stricken, was auch garantiert zum intensiven Einsatz kommt, mit der Zukunft im Blick auch “genderneutral”.
Dass meine Stricksachen für den Neffen nicht nur dankbar angenommen, sondern auch aktiv erbeten wurden, halte ich mal für ein Zeichen, dass mir eine Balance aus schön, nicht zu warm, nicht zu kalt, bequem und pflegeleicht gut gelungen ist.

Und weil ich immer wieder höre, dass Babystrick nicht überall so begeistert angenommen wird, ist mein Thema für den August:

Stricken für Kinder – jetzt läuft’s!

Im Laufe der nächsten Wochen teile ich mit dir einige Tricks und Kniffe, sowie typische Fallstricke, die du bei gestrickten Sachen für’s kleine Menschen beachten kannst. Dabei sind auch einige Erkenntnisse, die ich erst seit der Testphase am lebenden Objekt gewonnen habe 🙂 Vieles habe ich aber richtig professionell gelernt, als ich im Category Management Kids bei einem großen Onlinehändler war.

Die zurückgekehrten Teile sind für diese Zwecke optimale Anschauungsmaterialien, denn ich kann dir gut zeigen, welche Spuren – teilweise intensive – Nutzung hinterlässt, wie man sie bei Bedarf entfernt, und hoffentlich wie man sie von vornherein minimiert. Das ganze werden quasi mehrere Stricksprechstunden anhand von “alten” Minimaschen…

Und auch wenn du selten bis gar nicht für Babies strickst, im besten Fall sind Erwachsene ja auch nur große Kinder, und du bist sicher nicht traurig wenn deine (verschenkten) Stricksachen länger schön bleiben? Dazu gehört zum Beispiel den Nicht-Strickern, (Muggeln), die richtige Wollpflege näher zu bringen.

Falls du zu einem bestimmten Thema Fragen hast, gehe ich gerne darauf ein, du kannst sie mir am besten als Kommentar unter diesem Beitrag stellen.

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

Stricksprechstunde: Strickmuster immer dabei

Vorneweg: Ich bin kein Early Adopter, kein Technikfan, und wenn du Fragen zu Technik hast, stell sie besser jemand anderem. Wo ich technische Lösungen für Probleme beim Stricken gefunden habe, teile ich sie aber gerne hier.

Heute: Eine Strickbibliothek zum wischen

Ich bin eine Leseratte, ein Bücherwurm.
Der Geruch eines neuen Buches bringt mir eine Art Seelenruhe.
Alte Bücher sind fast noch toller.
Aus einem Buchladen komme ich eigentlich nie mit leeren Händen.

Strickbücher sind die Kombination aus zwei schönen Lieblingsdingen, und ich kann erst recht nicht widerstehen. Meine Strick-Bibliothek ist für mich eine Quelle der Inspiration und der Freude – du glaubst nicht wie häufig ich einfach nur herumsitze und in einem meiner Bücher blättere.

Besonders die norwegischen Kinderstrickbücher von Paelas, Klompelompe und Strikkezilla finde ich super um nebenher immer mal wieder was für meinen Neffen / die Minimaschen Sammlung zu stricken. Und die Koftebücher von Lene Samsøe und Liv Jakobsen sind eh schon fast Kunstbände in sich.

Problem: Wie ich schon geschildert habe bin ich einfach irre viel unterwegs – und die Bücher sind zu schwer um immer die richtige Inspiration dabei zu haben. Zwar habe ich auch einige Anleitungen in meiner Ravelry Library, aber gerade bei den Norwegern liebe ich diese schön gestalteten Bücher so sehr dass ich ungefähr einmal im Jahr bei Bokkilden Unmengen physischen Nachschubs bestelle. Und gerade weil sie mir so gut gefallen möchte ich auch unterwegs nicht auf diese Ressourcen verzichten.

Darum habe ich meine Strickbibliothek reiseoptimiert.

Teilweise war das ganz einfach. Auf dem Booklet vom Bladet Garn zB ist ein Download Code, ich habe also jede Ausgabe auch als Pdf. Das geht aus umsatzsteuerrechtlichen Gründen leider bei den EU Publikationen nicht (stell dir mich vor, wie ich zum wiederholten Mal den Kopf über die fortschrittsallergischen EU Funktionäre und ihr Technikverständnis schüttele. Mag sein dass das bekannte Haarspray bei Wind und Wetter hält, dem EU Wahnsinn hält es nicht stand…meine Frisur sitzt schon lange nicht mehr).

Soweit so gut. Bladet Garn ist schön und gut (und inzwischen sogar auf englisch erhältlich!), aber nicht annähernd ausreichend.

Also habe ich angefangen meinen Bestand an Büchern einzuscannen oder zu fotografieren, und dann zu katalogisieren – denn ohne Ordnung bringt dieses System leider gar nichts.

Ich stelle dir jetzt mein System vor, muss aber direkt vorher sagen: Ich bin Apple Nutzer durch und durch. Meie Methode ist daher ziemlich iOS-spezifisch, ich kann nicht garantieren, dass es auch mit anderen Betriebssystemen so funktionieren würde. Meine eigenen Designs verwalte ich für die Tests mit Julia (Android / Windows) über eine Dropbox, das könnte vielleicht auch für so eine Musterbibliothek funktionieren. Zur Stichfest/Apple Lösung:

Bildgebendes Verfahren

Je nach Komplexität des Musters scanne ich oder fotografiere. Die meisten Kinder-Anleitungen passen auf eine Seite, da halte ich die Kamera drauf, das geht einfach schneller. Sobald ein Diagramm dabei ist, oder mehrere Seiten dazu gehören, landet das Buch auf dem Scanner und ich bündele die Seiten direkt als ein Pdf. So habe ich immer eine Datei pro Anleitung.

Ablage, lokal

Meinem Schreibtisch (*hust* ganzes Arbeitszimmer wäre auch nicht übertrieben) nach bin ich eine kreative Persönlichkeit… das würde zumindest das Chaos um mich herum erklären. Fertige Projekte warten an einer Ecke auf ihre Fotosession, halbfertige Teile bilden den nächsten Stapel. Irgendein System scheine ich zu haben, aber erkennen kann ich es nicht.

Überraschenderweise sieht es dann im Computer anders aus. Zwar vermüllt mir auch hier regelmäßig der Desktop mit zwischengespeicherten Dateien, aber drunter liegt eine Struktur. Wenn meine Steuerberaterin wüsste dass ich durchaus in der Lage zu Ordnung und Korinthenkackerigkeit bin, allerdings meine Prioritäten anders setze als sie 😮

Im großen Ordner “Strickmuster” gibt es einen Ordner pro Buch/Heft, und darin dann die Pdfs, ordentlich benannt mit Mustertitel. Jaaaaaaa, wenn schon, denn schon! In diesem Arbeitsschritt konvertiere ich auch die Fotos zu Pdfs, das geht ganz einfach mit “Datei speichern unter…”.

Abseits der Bücherecke gibt es auch noch die Ravelry Downloads, die natürlich auch hier in einem eigenen Ordner ein Zuhause haben.

Wenn du darauf achtest, deine Dateien sorgfältig zu benennen kannst du später gezielt nach Mustern suchen. Das finde ich wirklich toll, denn so gerne ich Bücher blättere, wenn ich etwas gezielt suche will ich auch direkt finden. Dafür vergebe ich bei der Ablage auch noch zusätzliche Tags in den Datei-Informationen, zB. Lace, Fairisle, Kinder, Garnstärke o.ä. Das kling jetzt über penibel und lohnt sich vermutlich auch erst ab einer großen Menge Muster, aber… manchmal habe ich einfach Lust auf ein Lace Projekt, dann will ich nicht erst durch 200 Fairisle Muster klicken und umgekehrt. Wie gesagt, ich beherrsche eine gewisse Korinthenkackigkeit (oder beherrscht sie mich?) 😉

Im Endeffekt ist mein Rechner mein privates Mini-Ravelry für Muster die ich nicht über Ravelry gekauft habe, und die größtenteils auch nicht bei Ravelry verfügbar sind.

Ablage, global

Der Vorteil von Ravelry ist, dass es von überall erreichbar ist. Und genau das möchte ich ja für meine nicht-Ravelry Käufe auch. Also habe ich mir die Technik zum Freund gemacht. Solange ich WLAN habe, kann ich auf meine Dateien daheim über den Server zugreifen, die wichtigsten Muster habe ich auch noch in der iCloud liegen.

Für Reisen abseits des Internets (überraschend oft lande ich abseits vom “Neuland”) speichere ich mir eine Auswahl der Pdfs als iBook im Handy & iPad. Das geht übrigens auch mit Ravelry Downloads.

Natürlich könnte man auch einfach kopieren was das Zeug hält, aber ehrlich gesagt ist das fast der gleiche Aufwand, und für die Umwelt ist es deutlich besser papierlos zu arbeiten. Blöd ist nur, dass ich nie im Leben schaffen werde wirklich ALLE meine Bücher zu scannen. (Ain’t nobody got time for that!) Aber vielleicht kommt ja bald endlich die Möglichkeit beim Kauf eines physischen Buchs auch eine Datei zur Verfügung gestellt zu bekommen. Dafür ist es natürlich nötig, dass sich endlich rumspricht dass Weitergabe von Mustern nicht nur unmoralisch und illegal ist, sondern mittelfristig die Designer am langen Arm verhungern lässt, also uns alle ärmer macht.

Bei meinen Mustern stecken übrigens in den Pdfs häufig Links zu Tutorials und Tipps. Es lohnt sich also die Datei zumindest einmal über den Computer zu öffnen. Leider haben wir festgestellt, dass die bisherige Methode Links zu highlighten auf mobilen Geräten nicht richtig dargestellt wird, aber das überarbeiten wir gerade. Im Moment sind die Links zwar da, du musst aber raten hinter welchem Wort die Verlinkung steckt. Wie gesagt: Besserung ist in Sicht 🙂

Veröffentlicht am 7 Kommentare

Ich packe meinen Koffer…

Wie du vielleicht schon mitbekommen hast, bin ich viel unterwegs – sowohl beruflich, als auch privat. In gefühlt immer häufigeren Abständen packe ich meinen Koffer und schlage an verschiedenen Orten meine Zelte auf (zum Glück nicht wirklich Zelte, das wäre dann doch zu heftig).

Als “Knitter with a capital K” muss jedes Mal auch eine ganze Menge Strickzeug mit. Also klar, mindestens ein Projekt – aber sein wir mal ehrlich, das reicht niemals – Werkzeug, Anleitungen, und…und…und. Außerdem überkommt mich jedes Mal rechtzeitig vor Abfahrt der Wahnsinn und ich bilde mir ein in den nächsten Tagen ein übermenschliches Stricktempo zu entwickeln und auf einmal am Zielort mit leeren Nadeln zu versauern. Und so packe ich ein Vorsichtsprojekt zusätzlich ein. Und noch ein Knäuel Sockenwolle – nur für den Fall. Außerdem ein DK Knäuel, damit kann man doch immer mal schnell was für den Lütten zaubern und den Stash reduzieren.

Und auf einmal geht der Koffer nicht mehr zu.

Vor Ort entdecke ich wahrscheinlich noch einen tollen Garnshop, stehe sabbernd vor Regalen und will Souveniergarne kaufen, weiß aber dass mein Koffer nicht über Nacht zu veritablem Überseegepäck wächst.

Geht dir das auch so?

Dann kommt hier ein ganz simpler Entscheidungshelfer für die nahende Ferienzeit:

Für mein privates Hin- und Her habe ich inzwischen schon ein wenig Stash umgezogen, so dass ich für Berlin – Münster eigentlich nur noch ein Unterwegsprojekt einpacke. Dabei ist viel wichtiger, dass ich an beiden Orten das passende Werkzeug dabei habe. Meine Nadeln sind also mehr unterwegs als meine Wolle. Und damit ich immer die passende Stärke und Länge dabei habe, trage ich inzwischen nur noch ein Etui mit meinen HiyaHiya Nadeln herum (Sharps mit 4″ Spitze, außerdem ein Sockenset für die wirklich dünnen Stärken), und dazu mein Tripbook.

Im Tripbook sind viele durchsichtige Schubfächer in die meine Sockenwunder und Nadelspiele perfekt passen. Außerdem ist ein Nadelmaß und mein Maschenprobenrahmen, Maßband, Markierer, Vernähnadel, Sicherheitsnadeln, eine kleine Schere sowie mein Notizheft gebündelt, bruch- und knicksicher verstaut. Denn Ersatz für ein vergessenes Garnknäuel habe ich bisher noch überall gefunden, für meine Lieblingsnadeln ist das viel schwieriger.

Für alle Reisen abseits der gewohnten Strecke habe ich mir dann noch eine kleine Checkliste für’s Packen gebastelt:

Beim nächsten Mal erzähle ich dir dann im Rahmen einer Stricksprechstunde, wie ich meine Anleitungen mitnehme.

Veröffentlicht am 9 Kommentare

Von Kraken und ganz kleinen Fischen

Datenkrake DSGVO Datenschutz
Bildquelle: Twenty20

Vielleicht ist es dir schon aufgefallen… es ist auffallend ruhig in der Kreativ-Blog-oshphäre im Moment…und es ist:

Die Ruhe vor dem Sturm.

Auf uns Blogger kommt ein Unwetter zu. Ein Tief mit dem Namen DSGVO.

Fünf Buchstaben nur, aber leider mit einer schieren Unmenge an Buchstaben dahinter, nämlich Gesetzestexten. Es handelt sich nämlich um das neue Datenschutzmonster der EU.

Es folgt ein langer Beitrag, ganz ohne Wollfotos.
Ich bitte dich trotzdem ihn zu lesen und danach zu entscheiden wie wir in Kontakt bleiben.

Versteh mich nicht falsch.
Datenschutz ist mir sehr wichtig.

Das beginnt bei mir persönlich. Mein privates Facebookprofil, zum Beispiel, ist mit maximaler Privatsphäreneinstellung geschützt, ich bitte darum auch erneut um Verständnis, dass ich Freundschaftsanfragen nur von Leuten annehmen, die nach prä-digitalem Verständnis meine Freunde sind.

Deine Privatsphäre ist mir genauso wichtig. Ich würde dich nie über private Informationen aushorchen, in meinem Freundeskreis wird eher belächelt dass ich möglichst keine zu direkten Fragen stelle – ich möchte keine persönlichen Informationen haben, die mich nichts angehen.

Was hingegen “das Internet” über uns weiß ist wirklich beeindruckend. Kennst du die Story vom Target und dem schwangeren Teenager? Die Supermarktkette hat anhand des Shopping Verhaltens eines Mädchens schon mit Baby- und Schwangerschaftsartikeln geworben, bevor sie überhaupt von der Schwangerschaft wusste. Big Data ist überall. Facebook weiß angeblich wenn zwei Menschen eine Beziehung anbahnen. Aus meinem alten Job weiß ich, dass wir verdammt gute abschätzen konnten, ob dir eine Klamotte passt oder nicht – anhand deiner vorherigen Retouren. Das sind alles wirklich hilfreiche Informationen, und in vielen Fällen erleichtert uns diese ewige Auswertung sogar extrem unser Leben.

Trotzdem (oder gerade deshalb) ist es absolut richtig, dass die EU sich einsetzt um unser aller Daten zu schützen. Ich möchte nicht, dass ein so genaues Profil über mich vorliegt, dass ich eigentlich gar nicht mehr zur Bundestagswahl gehen muss. Ich möchte weiterhin Informationen von allen Parteien erhalten. Ich möchte nicht, dass meiner Krankenkasse verraten wird, wenn ich Dr Google nach einem Symptom befrage. So ätzend ich die AfD finde, ich möchte trotzdem nicht, dass Facebook meinen Newsfeed anhand meines Nutzerprofils so anpasst, dass ich nur noch “meine Wahrheit” sehe und den braunen Mist weg-gefiltert bekomme.

Und genau deswegen habe ich im ersten Moment nickend zur Kenntnis genommen: Die EU will den großen Datenkraken an den Kragen, nichts mehr mit gesetzloses Neuland, unser Internet bekommt Regeln. DSGVO Regeln.

Das dumme daran, ist das dumme drumherum, oder:
Gut gemeint ist das Gegenteil von Gut.

Blöderweise sind auf EU Ebene Leute für uns zuständig, die lauter Gutes im Sinn haben, aber eher keine digital natives sind. Und in ihrer Regulierungswut haben sie richtig Mist gebaut.

Denn die DSGVO beschränkt jetzt das Miteinander von dir und mir. Massiv. So sehr, dass ich kurz davor war alles hinzuschmeissen. Denn dank der DSGVO werden wir Blogger / kleine Shopbetreiber mit schwammig formulierten Gesetzen angehalten unsere Seiten als Fort Knox zu programmieren.

Dummerweise sind wir ja aber meist keine Rechtsanwälte mit Zweitkarriere im Web-Coding. Unsere Seiten sind meist auf Plattformen wie WordPress basiert. Und das funktioniert so:

Wir haben ein Grundgerüst für eine Seite, und können uns diverse Zusatzfeatures kaufen / umsonst runterladen, die dann unsere Beziehung mit dir als Leser formen. Wenn du mir einen Kommentar hinterlässt geht das über so ein Plug-in, deine Bestellung auch, und wenn du meinen Newsletter abonnierst, dann ist ein drittes Plug-in am Werke.

Nach der neuen Gesetzeslage muss ich ab dem 25.5. sicherstellen, dass deine Daten nicht über das notwendige Maß (bei einer Bestellung brauche ich deine Adresse, das ist klar) gespeichert werden und mit deiner IP Adresse verknüpft sind. Dumm nur: Das geht mit der bisherigen Funktion der Seite nicht. Für einen Kommentar im Blog musst du deine eMail Adresse angeben, deine IP sieht das Plugin auch, und du schreibst wahrscheinlich als ehrlicher Bürger ins Namensfeld auch dass du Lieschen Müller heisst. Wenn jetzt nur ich weiss, dass Lieschen Müller unter der eMail adresse lieschen@mueller-mail.de zu erreichen ist, und ihr Computer unter der IP xyz eingeloggt war, dann wäre das kein Problem. Aber ob im Hintergrund der Programmierer des Plugins das jetzt auch weiß? Das weiß ich nicht.

Das gleiche Spiel gilt beim Newsletter. Du meldest dich an, denn du möchtest ja regelmäßig hören wenn ich etwas neues schreibe. Nur: Das geht in Zukunft erstmal nicht mehr.

Ein Blog lebt vom Kontakt mit seinen Lesern, aber bis die Rechtsprechung wirklich klar sagt, wie eng die DSGVO ausgelegt wird, solange kann ich leider keine Newsletter mehr verschicken.

Wir erinnern uns: Das ganze sollte die Datensammelwut der Digitalkonzerne eindämmen. Tut es aber nicht.

Denn die haben selbst programmierte Seiten, mit Heerscharen an Tricksern, die auswerten mit wem du gerade Händchen hältst. Vom DSGVO werden die ziemlich genau NULL eingeschränkt.

Wir kleinen Blogger und Webshops müssen jetzt aber mit einer Abmahnwelle epischen Ausmaßes rechnen. Die Strafen sind drakonisch. Dabei will ich dir doch nur über’s Stricken erzählen, dir Tipps und Tricks weitergeben und dir schöne Garne und Muster zur Verfügung stellen.

Das wirklich verkorkste an der Sache ist jetzt: Ich muss dir raten mir über Facebook, Instagram oder Bloglovin‘ zu folgen um weiterhin über neue Beiträge informiert zu werden. Denn Newsletter gehen ja erstmal nicht mehr. Die Abhängigkeit von den großen Datenkraken ist also durch die DSGVO nur noch ausgeprägter.

Schei***

Die Good News am Ende: Ich habe dieses Chaos zum Anlass genommen und angefangen mich wirklich ins Eingemachte meiner Seite reinzufuchsen. Was andere für mich programmiert haben beginne ich erst langsam nachzuvollziehen, aber die Lernkurve der letzten Wochen war extrem steil. Ich hätte gut ohne gekonnt, denn eigentlich wollte ich mich mit MEINEM Fachgebiet (Wolle & Stricken) beschäftigen, aber wir wollen das Positive sehen. Ich habe also zum Beispiel endlich die Seite auf https:// umgestellt. (Ganz alleine…ich bin so stolz!) Damit stelle ich sicher, dass niemand deine  – wie Nora so fein sagte – “konspirativen Garnkäufe” mitbekommt. Putin erfährt erst von Instagram dass dein nächster Pullover lila wird. Hoffentlich kann er mit der Spannung leben 😉