Veröffentlicht am 2 Kommentare

Skandinavischer Stricksamstag #21

Diese Woche habe ich eine richtig gute Ausrede für die späte Stunde: ich bin in den USA, sieben Zeitzonen von euch weg.

Es gibt schlimmeres als durchtrainierten Männern beim Dehnen zuzusehen.
Es gibt schlimmeres als durchtrainierten Männern beim Dehnen zuzusehen. 

Fast den ganzen Tag sind wir draußen, denn ich bin hier um einen meiner besten Freunde und sein Team beim Bingham Cup zu unterstützen – das weltweit größte Amateur Rugby Turnier. Der Cup richtet sich an Rugby Teams aus der ganzen Welt, die ‘gay’ oder ‘gay-friendly’ sind – und das sind überraschend viele. Erwartet hatte ich irgendwie ein freundschaftliches Ballschubsen zwischen so ungefähr 60 Spielern, aber es sind weit über 1000, und geschubst wird eher rabiat. Bereits am ersten Wettkampftag gingen in regelmäßigen Abständen die ambulances von den Spielfeldern.

Es gibt auch ein (kleines) schwedisches Team, und natürlich sind wir schon verbrüdert und haben Bier in einem ‘Honkeytonk’ getrunken. Als echte Nordlichter leiden wir gemeinsam unter den tropischen Temperaturen, und bemitleiden uns gegenseitig für unsere ausgewachsenen Sonnenbrände.

Auf der Tribüne stricke ich trotz 31 Grad und gefühlter Luftfeuchtigkeit von 100% zufrieden vor mich hin. Im Moment sind ausschließlich Lamana Milano Projekte auf den Nadeln, das geht sogar bei diesen Temperaturen ganz gut runter 😉

Womit wir beim Thema sind: diesen Nashvilletrip mache ich nicht aus unendlicher Liebe zum (schwulen) Rugby, sondern um einen meiner besten (& strickenden) Freunde zu sehen und mit ihm die Strickszene der Stadt zu erkunden. Fringe Supply, Nutmeg, Craft South…und ein zeitlich passendes Fiber Festival in Dickson County.

Das Festival war sehr klein bis winzig. Ein dunkler Raum in dem ich leider nicht fotografieren konnte. Das Angebot richtete sich hauptsächlich an Spinner/innen, und es gab traumhafte Kammzüge und Rolags für relativ kleines Geld, außerdem rohe Fasern von örtlichen Schafen quasi hinterher geworfen. Auch Spinnräder und Spindeln gab es en Masse.

Richtig umwerfend war ein Stand mit Garn und Büchern. Da bin ich fast schwach geworden, denn Bücher über Doppelstrick, Tvåändsstickning, lettische Muster, Elisabeth Zimmerman’s gesammelte Werke…das ist doch wie ne Mäusefalle für Strickerinnen.

Zum Glück hat mein Gehirn sich schnell noch eingeschaltet. Besonders viel Freigepäck habe ich nicht mehr, Zoll ist immer so eine Sache, und ich habe einen etwas umständlichen Rückflug. Und zu meiner Schande muss ich gestehen: ich werde die Bücher einfach bei Amazon bestellen. Total doof für die Händlerin dort, denn üblicherweise bezahle ich gern ein paar Dollar mehr um die Vorauswahl zu belohnen, aber…

Wo wir beim Bücher bestellen sind, und weil das hier ja irgendwie mir verspätetem Samstag und Skandinavien zu tun hat, verrate ich euch jetzt mal bei welchen nordischen Online-Buchhändler mit teilweise enormer Auswahl an Strickbüchern ich am liebsten bestelle:

 

Bokkilden

Mein “Pusher”. Liefert nach Deutschland. Hat immer Sonderpreise. Bisher keine Probleme mit Zoll. Man muss ein Profil anlegen und die Kreditkarte hinterlegen, sonst kommt man nicht weiter, aber der Aufwand lohnt sich. Denn diese Bücher locken allein zum Thema Stricken!!! Bücher sind in Norwegen steuerfrei und die Krone ist im Moment auf absolutem Tiefstand – man kann sich also den Einkauf günstig reden.

Adlibris

Liefert leider nur in den Norden, aber vielleicht was für die Urlauber unter euch?…Die Auswahl ist phänomenal, hier die Handarbeitsbücher.

 

und etwas spezieller:

Bokfynd

Eine Preisvergleichseite für Bücher, ich nutze sie um auch ältere und obskure Bücher zu finden. Die interessante Rubrik sind die “Näh- und Handarbeitsbücher

Bokbörsen

Gebrauchte Bücher, eine meiner absoluten Leidenschaften! Hier muss man aber wirklich Zeit mitbringen, denn in der Rubrik Hobby und in der Rubrik Handwerk gibt es einiges zu finden – wenn man die Geduld dafür hat. Die Schweden sind einfach die ungeschlagenen Meister der systematischen Haushaltsauflösung. Da wird noch für jeden kleinen Schatz im Nachlass ein neues Zuhause gefunden. Tipp für die Urlauber: Es gibt im ganzen Land Auktionshöfe, da kann man für ganz kleines Geld richtig tolle Schnapper schießen.

 

So, das war mein kleines Lebenszeichen aus Nashville. Gleich geht das erste Final-Spiel los, und das lasse ich mir nicht entgehen.

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

Auf den Nadeln März

Die Zeit rennt…

Huihuihui, da ist es schon Mitte März! Im Moment fliegt die Zeit wirklich an mir vorbei. Halber Monat rum, es wird Zeit für meinen Monatsüberblick / Beitrag bei Maschenfein:

America, the beautiful…

Anfang des Monats war ich etwas über eine Woche in den USA, die Hochzeit einer Freundin rief nach mir. (Mein Strumpfband war übrigens zu klein, aber es war in der Brauthandtasche bei allem dabei. Den enormen Muskelzuwachs vom regelmäßigen Hiking hatte ich nicht eingeplant.)

Abseits der Feierlichkeiten, der Aufregung, und den vielen Gesichtern aus der Vergangenheit, haben ein strickender Freund und ich die Zeit für Feldforschung genutzt. Schon lange vor Abflug hatten wir die Garnläden der Metropolregion Atlanta online ausgespäht, und uns für Yarning for Ewe als Ausflugsziel entschieden. Eigentlich wollten wir auch noch eine Alpakafarm etwas weiter nördlich ansteuern, haben aber wegen Schneewarnung dann doch lieber im warmen Zuhause gestrickt.

haulNatürlich konnte ich es nicht lassen, und habe zwei Stränge Wolle kaufen müssen…und zwei Ausgaben von PomPomQuarterly. Tom hat ein wunderschönes Sockengarn gekauft, das ich ihm nachträglich etwas neide. Aber der Farbverlauf war einfach zu perfekt für ihn, die beiden waren für einander bestimmt.

In der Crafts-Abteilung beim Barnes & Noble Buchladen habe ich außerdem noch zwei Strickbücher gekauft, eins mit schottischen Strickmustern, und einmal das von Marisa gelobte Buch zu Maschenanschlägen und Abkettmethoden.

Von der Strickperspektive bin ich also höchst zufrieden mit meinem Ausflug nach Atlanta. Allerdings wünschte ich im Nachhinein, dass die Hochzeit und mein Umzug nicht so nah bei einander gelegen hätten. Mitten im Kisten auspacken und Möbel bauen bin ich abgereist, und ist es mir sehr schwer gefallen einigermaßen zur Ruhe zu kommen. Jetzt wieder ins Chaos zurückzukommen hat auch noch keinen Seelenfrieden gebracht. Hoffentlich bald.

Aktuell komme ich (offensichtlich) kaum ins Internet, bis die Telekom den Anschluss gelegt hat vergeht wohl noch etwas Zeit. Die Abende als nicht-bloggen-könnender-Eremit haben aber einen großen Vorteil: Ich habe Zeit um die Nadeln zu schwingen.

Abgekettet:

Seit dem letzten Monatsrückblick habe ich also folgendes geschafft:

fluff2

Fluffy

Der pinke Fledermauspulli (freihändig – Anleitung folgt) ist fertig und für gut befunden. In Atlanta habe ich in schon probegetragen, leider ohne Fotobeweis. Der folgt dann demnächst.

fluff

Mir gefällt das pinke Fluffelteil richtig gut, besonders der Kontrast zwischen locker und eng ist klasse!

Auf den Nadeln:

Ravello zur blauen Stunde

Mein top-down Pullover Ravello von Isabell Krämer wächst. Er durfte nicht mit nach Amerika, da ich Angst um mein heiß geliebtes Woolfolk Garn hatte. (Wie erwartet hatte ich keine Probleme mit den Stricknadeln im Flugzeug, aber so weit geht meine Risikobereitschaft dann doch nicht!)

Ravello

Vom Muster musste ich geringfügig abweichen, da Woolfolk eine andere Maschenprobe hat, als das Originalgarn in der Anleitung. Ich habe also deutlich mehr Streifen gestrickt, auch weil ich den Effekt des Musters bis unter die Brust haben wollte. Jetzt geht es nur noch in dunkelblau weiter, an den Ärmeln wird dann wieder geringelt.

Im Hintergrund seht ihr eins meiner tollen Geschenke vom Strickfreund in Amerika. Er wohnt ganz in der Nähe von Fringe Supply in Nashville, und ich habe den mega praktischen Beutel bekommen!! (Außerdem noch die Garnpyramide – ein lang gehegter Wunsch meinerseits, der an den Frachtkosten stockte. Jetzt wird es doch noch mein neues Arbeitszimmer schmücken!)

Hopper fra skyggen til skyggen

Um mich über den Wolken trotzdem zu beschäftigen, durfte ein neues Projekt her. Diesmal ist nur ein Knäuel Garn auf die Reise gekommen, und zwar ein Testkauf aus Amerika aus dem letzten Herbst. Ich bin ja immernoch offen für neue Garne im Shop, und probiere daher viel aus. Auch das Muster ist eine Herumspielerei von mir, die mir dann so gut gefallen hat, dass ich gleich ein ganzes Tuch damit stricke.

brokenshadow

Die Mischung aus Löchern, Linien, und geschlossenem Gestrick erinnert mich etwas an den lichten Schatten unter den Baumkronen einer Allee. Irgendwann hat mal mein Großvater aus Norwegen im Hochsommer über die Hitze geklagt, und verkündet, er werde jetzt nur noch “hoppe fra skyggen til skyggen” (von Schatten zu Schatten springen). Wenn man das Tuch gegen das Licht hält, dann kann man auch mit den Fingern von Schatten zu Schatten hüpfen. Sobald der Hochsommer kommt werde ich also wie bestefar Schatten finden.

Kurz vor’m Anschlag:

planerad

Noch in der Planungsphase befindet sich mein nächster Streich. Ich arbeite an einem Entwurf für ein zweifarbiges Tuch mit einem geometrischen, arabisch angehauchten Muster. Bisher experimentiere ich noch mit Excel an der theoretischen Maschenverteilung, bald dann die nächsten Trockenübungen in Maschenproben.

Noch GEHEIM!

Außerdem tüftele ich an einem Projekt, dass hoffentlich das “Schlüpfgeschenk” für das Baby meiner schwedischen Gastschwester wird. Sehr zu meinem Entsetzen ist diese Schwangerschaft weitgehend unbemerkt an mir vorbeigegangen. Herzlichen Glückwunsch Jessica und Klas, ich freue mich wirklich sehr demnächst låne-moster zu werden!